Alles über Frühchen

Rund neun Prozent aller Babys kommen zu früh auf die Welt. Für Eltern von Frühchen beginnt damit oft eine Zeit der Sorge und des Bangens. Aber nicht jede Frühgeburt hat Folgen für das weitere Leben des Kindes.

Ab wann spricht man von einer Frühgeburt?

Im Normalfall dauert eine Schwangerschaft rund 280 Tage, also gut 40 Wochen, ausgehend vom ersten Tag der letzten Periode. Der voraussichtliche Geburtstermin wird entweder mittels einer Ultraschalluntersuchung im ersten Schwangerschaftsdrittel oder eben anhand des ersten Tages der letzten Regelblutung abhängig von der Länge des Menstruationszyklus berechnet.

Wie früh ist früh?

Allerdings kommen nur rund vier Prozent aller Kinder am errechneten Termin (ET) zur Welt. Alle anderen machen sich im Laufe der drei Wochen davor (ab 37+0 SSW) oder bis zu zwei Wochen später (42+0 SSW) auf den Weg. Für diesen Zeitraum spricht man von einer voll ausgetragenen Schwangerschaft. Findet die Entbindung vor der vollendeten 37. Schwangerschaftswoche statt, spricht man von einer Frühgeburt bzw. von einem frühzeitig geborenen Säugling. Dabei unterscheidet man zwischen drei verschiedenen Fällen:

  • Moderate bis späte Frühchen: In diesem Fall endet die Schwangerschaft zwischen der 32. und 37. SSW. Diese Kinder sind u. a. anfälliger für Infektionen und müssen nach ihrer Geburt gut beobachtet werden. Auch Entwicklungsverzögerungen können ein Resultat dieser frühen Geburt sein.

  • Sehr unreife Frühgeborene: Damit meint man Babys, die zwischen der 28. und 31. SSW geboren werden und weniger als 1.500 Gramm wiegen. Diese Frühchen haben bei der richtigen medizinischen Betreuung gute Chancen den frühen Start ins Leben ohne drastische Spätfolgen zu überstehen.

  • Extrem kleine Frühchen: Diese Säuglinge erblicken bereits gegen Ende der 27. SSW oder früher das Licht der Welt und wiegen meist weniger als 1.000 Gramm. Dieser Fall tritt sehr selten ein und erfordert ein sehr hohes Maß an medizinischer Aufsicht. Je weniger Zeit dem Baby im Mutterleib verbleibt, desto höher ist das Risiko von Komplikationen, Spätfolgen oder gar der Überlebenschance. Bei einer Geburt in der 24. SSW liegt die Überlebenswahrscheinlichkeit aber schon bei 30 Prozent. Die Ausnahme kann aber auch hier die Regel bestätigen.

Wie berechnet man das Alter eines Frühgeborenen?

Einige Eltern von Frühchen mögen sich fragen, welches Alter ihr Nachwuchs nun hat? Fängt man erst am Tag des ETs an zu zählen oder am Tag der Geburt selbst? Hier unterscheidet man tatsächlich je nach Situation:

  • Das chronologische Alter ist das tatsächliche Lebensalter seit der Geburt. Das chronologische Alter wird meist zur Planung von Arztterminen und Vorsorgeuntersuchungen verwendet.

  • Das korrigierte Alter zieht die Wochen vom chronologischen Alter ab, die das Kind zu früh auf die Welt gekommen ist. Wurde das Baby also zum Beispiel 8 Wochen zu früh geboren und ist gerade 12 Wochen alt geworden, würde man hier von einem 4 Wochen alten Säugling sprechen. Das korrigierte Alter wird gemeinhin verwendet, wenn man die Entwicklung des Babys betrachtet.

  • Das Gestationsalter bezieht auch den tatsächlichen Reifungsgrad des Säuglings mit ein. Das heißt: die Anzahl der bis zum Zeitpunkt der Geburt in der Gebärmutter verbrachten Wochen (ab dem ersten Tag der letzten Menstruation) plus den Reifemerkmalen des Säuglings zur Zeit der Geburt.

Mythen über die Frühgeburt

Die meisten frühzeitig zu Eltern gewordenen Frauen und Männer fragen sich, ob sie eine Mitschuld an der Frühgeburt haben und werden oft unnötigerweise von Schuldgefühlen geplagt. Meistens kann nichts unternommen werden, um eine Frühgeburt zu verhindern. Bei über 40 Prozent aller Fälle ist und bleibt die Ursache unklar.

Doch einige Mythen über die Gründe einer zu frühen Geburt halten sich hartnäckig, obwohl sie nicht wissenschaftlich belegbar sind. Dies sind unter anderem:

Gerade letzteres ist bei einem normalen Schwangerschaftsverlauf völlig ungefährlich und löst keine Frühgeburt aus. Diese Gefahr besteht lediglich bei Frauen, die bereits eine Frühgeburt hatten oder in ihrer aktuellen Schwangerschaft Anzeichen einer solchen zeigen. In diesen Fällen sollte immer Rücksprache mit dem Arzt gehalten werden.

Die Ursachen einer Frühgeburt

Die wahren Gründe einer Frühgeburt - wenn es denn welche gibt - sind vielfältig und zumeist spielen mehrere Faktoren eine Rolle.

Mehrlinge

Mehrlinge werden nur selten bis zur 40. SSW ausgetragen. Zwillinge haben ein um 25 bis 50 Prozent höheres Risiko für eine Frühgeburt. Die Gefahr steigt mit zunehmender Anzahl ungeborener Säuglinge im Mutterleib.

Gründe könnten dann zum Beispiel ein frühzeitiger Blasensprung oder ein, durch den erhöhten Druck der Babys, geschwächter Muttermund sein. Bei den regelmäßigen Kontrolluntersuchungen wird daher besonders darauf geachtet, ob der Muttermund noch ausreichend verschlossen ist.

Angeborene Unregelmäßigkeiten

Bei einer Ultraschalluntersuchung kann festgestellt werden, ob es Unregelmäßigkeiten bei der Entwicklung des ungeborenen Kindes gibt und ob womöglich eine frühzeitige Entbindung in die Wege geleitet werden muss. Benötigt das ungeborene Kind vor dem errechneten Geburtstermin einen medizinischen Eingriff, wird unter Umständen erwogen, einen Entbindungstermin zu planen.

Von der Mutter ausgehende Faktoren

Fehlbildungen der Gebärmutter oder des Gebärmutterhalses, chronische Krankheiten wie Nierenerkrankungen, Präeklampsie (eine schwangerschaftsbedingte Krankheit einhergehend mit hohem Blutdruck), Diabetes oder eine in ihrer Funktion beeinträchtigte oder beschädigte Plazenta machen häufiger eine frühzeitige Entbindung erforderlich.

Die Geburt kann per Kaiserschnitt erfolgen oder im Interesse des Wohlergehens der Mutter und/oder des Kindes eingeleitet werden. Der Geburtsmodus ist auch davon abhängig, in welcher Schwangerschaftswoche das Kind sich befindet.

Generell sind Frauen eher gefährdet, die:

  • bereits in der Vergangenheit eine Frühgeburt hatten.

  • sehr kurz hintereinander schwanger sind.

  • sehr jung oder überdurchschnittlich alt sind.

  • schwere körperliche Arbeit verrichten oder starkem körperlichen oder seelischen Stress ausgesetzt sind.

Risikofaktoren einer Frühgeburt

In vielen Fällen liegt jedoch aus medizinischer Sicht keine erkennbare Ursache zugrunde. Dennoch gibt es verschiedene bekannte Risikofaktoren für eine Frühgeburt. Dazu zählen:

  • Nikotin- und Alkoholkonsum

  • sozial und wirtschaftlich schwierige Verhältnisse

  • vorangegangene Frühgeburten

  • Zahnfleischerkrankungen

  • Infektionserkrankungen der Harnwegs- oder Geschlechtsorgane

Bei jeglichen Beschwerden sollte daher immer zeitnah ein Arzt aufgesucht werden. Mittels gezielter Tests, kann dann zum Beispiel ein Erreger bestimmt und eine Therapie eingeleitet werden. Eine Behandlung vor oder während der Wehen kann verhindern, dass Krankheiten auf das ungeborene Kind übergehen.

Kann man einer Frühgeburt vorbeugen?

Für jede Schwangerschaft gilt: Die Gesundheit der Frau steht an oberster Stelle! Dies beinhaltet eine gute Ernährung, eine angemessene Gewichtszunahme und natürlich den Verzicht auf Zigaretten, Alkohol und Drogen.

Es ist nicht möglich, das Risiko einer Frühgeburt völlig auszuschließen, aber eine gute gesundheitliche Versorgung in der Schwangerschaft kann das Risiko verringern. Nehmen Sie deshalb die vorgesehenen Vorsorgeuntersuchungen bei Ihrem Arzt oder Ihrer Hebamme war.

Meistens sendet der Körper vor einer Frühgeburt Warnsignale aus. Das können frühzeitige Wehen, Blutungen oder Veränderungen am Gebärmutterhals sein. Frauen, für die ein Risikofaktor zutrifft oder die an einer akuten oder chronischen Erkrankung leiden, werden in der Regel engmaschiger überwacht.

Kündigt sich trotz aller Vorsichtsmaßnahmen eine Frühgeburt an, kann die Schwangerschaft mit der Gabe von wehenhemmenden Mitteln eventuell verlängert werden. Um Infektionen beim Kind vorzubeugen oder zu behandeln können Antibiotika ratsam sein. Die Lungenreifung kann durch die Gabe von Kortison beschleunigt werden, was spätere Komplikationen vermindern kann.

Ein Frühchen kommt auf die Welt

Ungefähr 30 Prozent aller Frühchen kommen nach einem verfrühten Blasensprung zur Welt und etwa die Hälfte, weil die Wehen ganz einfach zu früh einsetzen.

Das richtige Krankenhaus

Sollte sich aber eine Frühgeburt schon im Vorfeld abzeichnen, ist es wichtig, sich rechtzeitig Gedanken zur Geburt und zur Wahl des Krankenhauses zu machen.

Die Schwangere hat die Möglichkeit, in einer Geburtsklinik für Risikoschwangerschaften zu entbinden. Sollte die Geburt um die 29. SSW oder sogar noch früher ins Haus stehen, bietet ein Perinatalzentrum Level 1 alle Versorgungsmöglichkeiten auch für sehr kleine Frühgeborene. Bei einer Geburt jenseits der 30. SSW sollte die Frau in einem Perinatalzentrum Level 2 entbinden.

Normale Geburt oder Kaiserschnitt?

Sollte die Fruchtblase schon geplatzt sein, wird normalerweise eine vaginale Geburt stattfinden. Sollten nach dem Blasensprung die Wehen innerhalb von 24 Stunden nicht einsetzen, werden sehr wahrscheinlich wehenfördernde Mittel gegeben.

Bei Frühgeborenen ist der Kopf des Babys noch sehr weich. Wenn der Säugling noch sehr unreif ist, macht genau aus diesem Grund häufig ein Kaiserschnitt. Sinn.

Die Zeit im Krankenhaus

Frühgeborene werden in der Regel direkt nach der Geburt intensivmedizinisch versorgt und in einen Brutkasten (Inkubator) gelegt. Dieser ermöglicht eine konstante Temperatur und Luftfeuchtigkeit. Manch kleiner Patient muss zusätzlich noch mit Sauerstoff versorgt und mittels einer Magensonde und/oder Infusion ernährt werden.

Doch Mama und Papa sind für die weitere Entwicklung ihres kleinen Neuankömmlings genauso wichtig. Beim sogenannten „Känguruhen“ wird ihnen das Baby über einen gewissen Zeitraum auf die nackte Brust gelegt. Dieser Hautkontakt vermittelt nicht nur Wärme, sondern auch Geborgenheit und hat nachweislich einen positiven Einfluss auf die weitere Behandlung.

Sobald das Baby dann eigenständig Milch trinken kann, wird es vorsichtig mit einem sehr dünnen Schlauch mit abgepumpter Muttermilch versorgt. In vielerlei Hinsicht ist Muttermilch nun die beste Medizin: Sie regt zum Beispiel den Aufbau der Darmflora an und stärkt das Immunsystem der für Infektionen so anfälligen Kleinen.

Die erste Zeit nach der Geburt eines Frühchens ist für Eltern sehr belastend. Sie sorgen sich um die Gesundheit ihres kleinen Schatzes und leiden unter der Trennung. Das Krankenhauspersonal kann hier Ängste nehmen und auf den Alltag zu Hause vorbereiten.

Die Zeit nach der Entlassung

Frühcheneltern starten ihren Alltag mit dem Neugeborenen wahrscheinlich weniger entspannt, als andere Eltern. Die Sorge um den Schützling wird sie so einige schlaflose Nächte kosten. Wichtig ist es, sich Unterstützung zu suchen, um zwischendrin auch wieder Kraft tanken zu können. Man sollte bei Bedarf außerdem Angebote wie Krankengymnastik, Ergotherapie oder Frühförderung wahrnehmen.

Sicherlich sollten Eltern die kleinste Größe Windeln und entsprechend kleine Kleidung zu Hause haben, aber eine spezielle Babyausstattung ist eigentlich nicht nötig. Ausgenommen davon ist der eher seltene Fall, dass das Baby auch zu Hause noch mit Sauerstoff versorgt werden muss. Dann wird das Krankenhaus die Eltern gut auf den Umgang mit einem mobilen Sauerstoffgerät vorbereiten.

Über die Entwicklung eines Frühchens

Die meisten Frühchen werden um ihren eigentlich Geburtstermin herum aus dem Krankenhaus entlassen. Zu diesem Zeitpunkt sind sie aber sehr wahrscheinlich immer noch um einiges leichter als ein normal geborenes Kind. In den ersten Monaten wird daher das Hauptaugenmerk auf der Gewichtszunahme liegen.

Wachstumsziele

Nur die wenigsten Frühchen erreichen zu ihrem ursprünglich einmal errechneten Geburtstermin das Normalgewicht von 3000 bis 4000 Gramm. Die ersten Wochen wird ein frühgeborenes Kind damit verbringen, sich den neuen Umständen anzupassen, und gegebenenfalls gegen mögliche Komplikationen kämpfen.

Etwas später dann wird auch das Längenwachstum eine Rolle spielen. Hier müssen Frühchen auch etwas aufholen. Das passiert meistens innerhalb des ersten und zweiten Lebensjahres. Bis dahin kann es sein, dass sie auf der Wachstumskurve noch unter dem Durchschnitt liegen. Ein sich gut entwickelndes Frühchen wächst pro Monat bis zum errechneten ET ungefähr sechs Zentimeter. Danach verlangsamt sich das Wachstum um die Hälfte.

Besondere Beachtung findet der Kopfumfang, da er viel über die Entwicklung des Gehirns aussagt. Nach der 36. SSW bis einschließlich des dritten Monats nach der Geburt wächst das Gehirn am schnellsten. Ein gesundes Frühchen sollte daher in den ersten Monaten ca. einen Millimeter pro Tag an Kopfumfang zulegen.

Entwicklungsprobleme

Die Meilensteine der kindlichen Entwicklung erreichen Frühgeborene verständlicherweise etwas später. Es muss hier immer das korrigierte Alter berücksichtigt werden – es wird also die Zeit abgezogen, die das Kind zu früh geboren wurde.

Es ist schwer zu sagen, ob ein Frühchen zu Entwicklungsproblemen neigt oder nicht. Auch sehr früh geborene Babys können sich später völlig normal entwickeln. Das Risiko von Entwicklungsauffälligkeiten ist aber bei Frühgeborenen dennoch erhöht.

Viele Babys haben zum Beispiel Schwierigkeiten, wach zu bleiben, Reize mit Augen und Ohren zu verarbeiten und positiv auf Berührungen zu reagieren. Ein Frühchen benötigt ggf. einen Großteil seiner Energie für Essen, Wachstum und die Ausschaltung starker Licht- und Tonreize, sodass nur wenig Energie für soziale Interaktion übrigbleibt.

Die Eltern fühlen sich manchmal unzulänglich, wenn es ihnen nicht gelingt, Augenkontakt herzustellen oder die besondere Bindung zu spüren, die durch positive Reaktionen auf Berührung und gegenseitiges Ansehen entsteht. Diese Anfangsschwierigkeiten sind völlig normal.

Mögliche Spätfolgen

In manchen Fällen lassen sich längerfristige Folgen ausmachen:

  • Bewegungsstörungen

  • im seltenen Fall epileptische Anfälle

  • Probleme der Wahrnehmung und Wahrnehmungsverarbeitung (Sehen, Hören, Fühlen)

  • verminderte Intelligenz

  • Verhaltensauffälligkeiten (Konzentrationsschwäche)

Vieles davon wird erst nach und nach zutage treten oder eben auch gar nicht. Jedes Kind ist unterschiedlich und das Ausmaß der Komplikationen während und nach der Geburt sind hier der entscheidende Faktor!

Auch haben erbliche Anlagen der Eltern und die Förderung des Kindes später einen Einfluss auf die Entwicklung eines Frühchens. Durch eine gezielte Förderung des Frühgeborenen kann man also auf jeden Fall schon einmal versuchen, das Risiko von Spätfolgen zu minimieren.

Die Ernährung eines Frühchens

Gerade nach dem schwierigen Start ins Leben lautet die Devise: wachsen, wachsen, wachsen!

Starthilfe mit zusätzlichen Nährstoffen

Das ist gar nicht so einfach, denn anfangs verträgt ein Frühchen Nahrung nur sehr schlecht. Selbstverständlich kommt es dabei immer darauf an, wie weit das Baby bei der Geburt schon entwickelt war.

  • Moderate bis späte Frühchen: Das Ziel ist es hier, das Baby an das Stillen zu gewöhnen. Es wird also regelmäßig an die Brust gelegt. Um das Kind zusätzlich zu kräftigen, wird ihm eine ergänzende Lösung angeboten.

  • Sehr unreife Frühgeborene: Höchstwahrscheinlich werden dem Frühchen die lebensnotwendigen Nährstoffe mittels einer Infusion verabreicht. Eine Magensonde versorgt das Baby zusätzlich noch mit einer Milchersatzlösung. Dabei soll das Verdauungssystem trainiert werden.

  • Extrem kleine Frühchen: Wie bei den sehr unreifen Frühchen, werden diese Kinder durch eine Infusion und eine Magensonde versorgt. Das Trainieren der Darmtätigkeit steht hier im Vordergrund.

Das Ziel ist es in allen Fällen, die Nahrungsaufnahme und somit das Wachstum zu steigern. Frühchen vertragen Muttermilch besonders gut. Allerdings benötigen sie mehr Eiweiß, Kalzium, Phosphor, Spurenelemente und Vitamine, als diese in der Muttermilch enthalten sind. Zumeist mischt man diese einem Fläschchen mit Muttermilch bei oder man verwendet gleich eine speziell für Frühchen entwickelte Milchnahrung.

Das Stillen

Das Stillen von Frühchen kann schwierig werden, wenn die Kleinen noch zu schwach sind, um kräftig genug zu saugen. Muttermilch enthält aber wichtige Abwehrstoffe, die das sehr anfällige Immunsystem eines Frühchens unterstützen können.

Mit ungefähr der 29. SSW kann ein Frühchen schon in der Lage sein, die ersten Tropfen Muttermilch von der Brust zu lecken. Beim sogenannten Känguruhen kann man die ersten Versuche starten. Eine Milchpumpe wird dabei helfen, das Baby mit genug Muttermilch zu versorgen. Regelmäßiges Abpumpen kann anstrengend und auch manchmal frustrieren sein. Es lohnt sich aber!

Trotz der Milchpumpe sollte weiterhin versucht werden, das Kind an die Brust anzulegen. Frühchen brauchen viel Nähe und auch die Mutter wird diese Kuschelzeit genießen.

Tipps, wie man ein Frühchen unterstützen kann

Muttermilch ist nur einer von vielen Aspekten, wie man ein Frühchen unterstützen kann. Es gibt so einige Dinge, die Frühcheneltern tun können, um ihrem Liebling unter die kleinen Ärmchen zu greifen.

Eine beruhigende Umgebung

Eventuell reagiert das Baby empfindlich auf Licht, Geräusche oder neue Reize. Es ist also Vorsicht geboten, wenn es müde ist oder versucht, sich auf schwierige Aufgaben wie Essen oder das Zuhören der Stimme zu konzentrieren.

Bestimmte Orte oder Situationen können ein Frühgeborenes überfordern. Diese gilt es daher zu vermeiden. Ein einfacher Einkauf im Supermarkt kann für einen sensiblen Säugling ein Übermaß an Reizen bedeuten. Er braucht vielleicht mehr Zeit und Reife, um die dabei auftretende Stimulierung verarbeiten zu können.

Gleichmäßigkeit und Vorhersehbarkeit

Wie die meisten Erwachsenen wollen auch Babys wissen, was als Nächstes kommt. Es nimmt ihnen Angst und hilft ihnen dabei, Erfolge zu erzielen. Ein regelmäßiger Tagesablauf mit gleichbleibenden Bezugspersonen und die stets gleiche Umgebung beim Schlafen, kreiert für den Säugling eine strukturierte und vorhersehbare Welt. Das gibt ihm die zum entspannten Erlernen neuer Fertigkeiten erforderliche Sicherheit.

Unterstützung bei den Bemühungen

Mit zunehmendem Alter lernt ein Baby, immer mehr Aufgaben selbst zu verrichten, und es freut sich an diesen Erfolgserlebnissen. Auch die kleinsten Errungenschaften, wie Nuckeln an der Hand, um sich selbst zu beruhigen, führen zu Selbstbestätigung und Genugtuung.

Ein schwaches Baby braucht möglicherweise zusätzliche Hilfe. Stützt man z. B. seine Schulter, kann es seine Hand besser zum Mund führen und leichter daran saugen. Eine kleine Hilfestellung mit dem Arm reicht aus, dass es seine Füße umfassen und mehr Stabilität erzielen kann. Diese kleinen Hilfen haben einen großen Einfluss auf die Entwicklung des Babys.

Rhythmus des Babys

Das Bedürfnis des Babys, selbst aus dem Schlaf zu erwachen, sollte respektiert werden. Zu früh geborene Babys müssen ihren Schlaf-Wach-Rhythmus finden und zugleich mit der Pflege durch ständig wechselnde Personen fertig werden. Das Baby sendet Signale aus, wenn es zum Spielen bereit ist. Man sollte ihm immer genug Pausen gönnen, wenn es Ruhe oder ein Nickerchen braucht.

Vorsichtiges Halten

Das Baby sollte möglichst behutsam bewegt werden. Es kostet Frühchen viel Mühe, sich fließend zu bewegen und die Arme und Beine nicht zu überstrecken oder baumeln zu lassen. Das Kind liebt es, festgehalten zu werden, damit es die Wärme und Unterstützung des Körpers der Eltern spürt. Auch das Einwickeln in eine Decke kann beruhigend sein, bis seine Bewegungen zielgerichteter und kontrollierter werden.

Schnelle Bewegungen können Frühgeborenen Probleme bereiten. Man kann in Situationen, in denen das Kind zu schnell bewegt wird oder ihm die Unterstützung der Mutter oder einer Decke fehlt, vielleicht häufig „Ich bin überfordert“-Signale bemerken.

Sich vom Baby leiten lassen

Vielleicht wendet es zunächst den Blick ab, schläft ein oder wird schlapp, wenn man mit ihm spricht und es ansieht. Damit signalisiert das Baby, dass es noch nicht bereit ist, gleichzeitig zu gucken, zuzuhören und sich zu bewegen. Ein Frühchen sollte nicht bedrängt werden. Die Signale des Babys sollten respektiert werden, wenn es zu viel wird und eine Pause von Interaktionen wichtig ist.

Mahlzeiten sind für viele Frühgeborene ein schwieriger Moment. Gleichzeitig zu essen, zu schauen und zu hören, erfordert viel Konzentration und Koordination. Ruhe bei den Mahlzeiten ist daher wichtig. Das Baby signalisiert von selbst, wann es Anregung verträgt.

Babys haben individuelle Strategien, um sich mit ihrer Umwelt in Einklang zu bringen. Dazu zählen folgende:

  • Greifen nach Decken, Fingern oder anderen Gegenständen

  • Umklammern der Füße auf dem Bett

  • Bedecken des Gesichts mit den Händen oder In-Den-Mund-Stecken der Hände

  • Saugen an Schnuller oder Finger

  • Krümmen des Körpers durch Vorwärtsbeugen von Armen und Beinen

Schnell ist man aber mit der ganz speziellen Art der Kommunikation des Babys vertraut und kann ihm dann die Unterstützung geben, die es benötigt, um mit der Umwelt in Kontakt zu treten.

Die Signale richtig deuten

„Ich bin überfordert“-Signale, die anzeigen, dass es einem Frühchen zu schnell geht oder es eine Pause braucht, sind zum Beispiel:

  • Beschleunigung oder Aussetzen der Atmung

  • Hinunterkrümmen (als hätte es einen Stuhlgang)

  • Erblassen oder Erröten der Haut

  • Gähnen

  • Schluckauf

  • Veränderung der Muskelspannung, wie Ausstrecken oder Erschlaffen der Arme oder Beine

  • Plötzliche, ruckartige Bewegungen, Zucken oder Erschrecken

  • Krümmen des Rückens nach hinten

  • Herausstrecken der Zunge

  • Nervosität und Quengelei, die länger anhalten können

  • Abwenden des Blickes bei sozialer Interaktion

  • Einschlafen, obwohl das Baby eigentlich wach sein müsste

„Ich bin bereit“-Signale, die anzeigen, dass ein Baby „gesammelt“ und fähig ist, eintreffende Reize bzw. Informationen zu verarbeiten, sind zum Beispiel:

  • Regelmäßige Atmung

  • Gleichbleiben der Hautfarbe

  • Fließende Bewegungen von Armen und Beinen

  • Ruhige Aufmerksamkeit

  • Ruhiges Blicken auf ein Gesicht oder einen Gegenstand

  • Einschlafen und ungestörtes Schlafen zu angemessenen Zeiten, damit das Baby Energie für das Aufnehmen von Informationen hat, wenn es wieder wach ist

Viele Eltern sind im Umgang mit ihrem Frühchen in der ersten Zeit etwas verunsichert. Im Krankenhaus wurde das Kind die ganze Zeit überwacht. Das ist zu Hause nun nicht mehr so. Einen normalen Alltag herzustellen und auf die besonderen Bedürfnisse des Sprösslings einzugehen, ist daher wichtig.

Tipps für Eltern von Frühchen

Eine Frühgeburt ist für Eltern belastend. Mütter kämpfen manchmal mit Schuldgefühlen und der Tatsache, dass die Schwangerschaft so abrupt beendet wurde.

Sich Hilfe holen

Das kann auch zu Spannungen in der Paarbeziehung führen. Mit einer Krisensituation geht jeder ganz unterschiedlich um. Es ist daher wichtig, mit dem Partner im Gespräch zu bleiben, um die Ereignisse der frühen Geburt gemeinsam zu verarbeiten. Eine gemeinsame Auszeit hilft, neue Energie zu sammeln. Niemand sollte davor zurückschrecken, das Kind in dieser Zeit auch einmal jemand anderem anzuvertrauen.

Hilfreich sind sicherlich auch Gesprächsgruppen, in denen man sich mit anderen betroffenen Eltern austauschen kann. Das Geburtskrankenhaus kann den Eltern schon erste Informationen an die Hand geben, welche Möglichkeiten zur Frühförderung des Kindes sinnvoll sind. Es gibt Einrichtungen, die ein breites Angebot für Frühgeborene und deren Eltern bereit halten.

Erweiterter Mutterschutz

Normalerweise beginnt der Mutterschutz sechs Wochen vor der Entbindung und endet acht Wochen danach. Eine Ausnahme wird hier bei Frühgeburten gemacht. Nach der eigentlichen Geburt haben Frühchenmütter Anspruch auf mindestens 12 Wochen Mutterschutz nach der Geburt, da das Kind einen erhöhten Pflegebedarf hat.

Dieser Zeitraum kann sich um die Wochen erweitern, um die das Kind zu früh auf die Welt gekommen ist. Sollte das Frühchen also zum Beispiel in der 35. SSW geboren worden sein, hätte man nur eine von insgesamt sechs Wochen des Mutterschutzes vor der Geburt in Anspruch genommen. Die fehlenden fünf Wochen gehen aber nicht verloren, sondern werden noch obendrauf gerechnet. Die Mutter wäre also in diesem Fall 18 Wochen nach der Entbindung im Mutterschutz. Es ist lediglich ein Attest des Kinderarztes bei dem Arbeitgeber vorzulegen.

Finanzielle Hilfe

Die Betreuung eines Frühchens kann für manche Familien auch zur finanziellen Belastung werden. Es gibt allerdings auch hier Unterstützung, die bei der Krankenkasse beantragt werden kann:

  • Fahrtkosten zum Besuch des Kindes während der Zeit im Krankenhaus.

  • Falls ein weiteres Kind im Haushalt lebt, welches während des Krankenhausaufenthaltes betreut werden muss, kann ein Antrag auf eine Haushaltshilfe oder Tagesmutter gestellt werden.

  • Sollte das Frühchen besonders intensive Pflege benötigen, hat man eventuell Anspruch auf eine häusliche Krankenpflege, die Erstattung der Therapiekosten oder einen familienentlastenden Dienst.

  • Auch die Kosten für Heil- und Hilfsmittel werden in den meisten Fällen übernommen.

Sollten auch Sie ein Frühchen zu Hause haben, informieren Sie sich bei Ihrer Krankenkasse. Musteranträge zur Kostenerstattung finden Sie beim Bundesverband „Das frühgeborene Kind“.

Mutter-Vater-Kind-Kuren

Der Alltag mit einem Frühchen kann anstrengend sein und die Gedanken von Frühcheneltern kreisen oftmals nur um ein Thema: Geht es meinem Baby gut? Mutter-Vater-Kind-Kuren sollen dabei helfen, den Umgang mit der neuen Situation zu meistern.

Die gesetzlichen Krankenversicherungen sind dazu verpflichtet, die Kosten einer solchen Kur zu bezahlen, wenn diese von einem Arzt verschrieben wird. Diese Möglichkeit sollten alle nutzen. Zumeist hat der Hausarzt nähere Informationen und kann weiterhelfen.

Häufig gestellte Fragen

Wenn ein Baby vor der vollendeten 37. SSW auf die Welt kommt, spricht man von einer Frühgeburt. Hier unterscheidet man zwischen moderaten bis späten Frühchen (Geburt zwischen der 32. und 37. SSW), sehr unreifen Frühgeborenen (Geburt zwischen der 28. und 31. SSW) und extrem kleinen Frühchen (Geburt Ende der 27. SSW und früher).

Ein Frühchen entwickelt sich nicht innerhalb der üblichen Entwicklungstabelle. Es braucht Zeit und die Unterstützung seiner Eltern, um zu wachsen und zu gedeihen.

Zur Entstehung dieses Artikels:
Alle Inhalte aus in diesem Artikel basieren auf vertrauenswürdigen fachspezifischen und öffentlichen Quellen, wie der BZgA (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung), dem Ärzteblatt oder den „Richtlinien des Gemeinsamen Bundesausschusses über die ärztliche Betreuung während der Schwangerschaft und nach der Entbindung (Mutterschafts-Richtlinien)”. Eine ausführliche Liste aller verwendeten Quellen finden Sie im Anschluss an diesen Artikel. Die hier aufgeführten Ratschläge und Informationen ersetzen keinesfalls die medizinische Betreuung durch entsprechendes Fachpersonal. Konsultieren Sie für eine professionelle Diagnose und Behandlung immer Ihren Arzt.

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