Zuckertest in der Schwangerschaft: Ablauf & Tipps
Während der Schwangerschaft finden im Rahmen der Mutterschaftsvorsorge mehrere Untersuchungen statt. Eine davon ist der Zuckertest, der dazu dient, Schwangerschaftsdiabetes frühzeitig zu erkennen oder auszuschließen. Hier erfährst du alles Wichtige über den Zuckertest, wie und wann er durchgeführt wird und worauf du achten solltest.
Was ist ein Zuckertest und warum ist er wichtig?
Der Zuckertest, auch bekannt als oraler Glukosetoleranztest (oGTT) oder Zuckerbelastungstest, hilft deiner Ärztin / deinem Arzt in der Schwangerschaft dabei, herauszufinden, wie dein Körper auf Glukose (Zucker) reagiert und diese verarbeitet. Um den Zuckerspiegel (Glukosegehalt) zu messen, wird ein Bluttest durchgeführt. Zeigt der Test erhöhte Blutzuckerwerte, kann dies ein Hinweis auf Schwangerschaftsdiabetes sein. Zwar nimmt das Risiko bei Diabetes für einige seltene Schwangerschaftskomplikationen zu, doch keine Sorge: Die überwiegende Mehrheit der Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes durchlebt eine vollkommen normale Schwangerschaft und bringt ein gesundes Baby zur Welt. Mit einer Ernährungsumstellung lassen sich die Blutzuckerwerte außerdem in der Regel schnell wieder in den Griff bekommen. Bei einer auffälligen Diagnose sind regelmäßige Arztbesuche notwendig. Besonders Schwangeren mit erhöhten Risikofaktoren wie
Übergewicht,
einer Diabeteserkrankung in der Familie oder
Diabetes in der letzten Schwangerschaft,
wird empfohlen, einen Glukosetoleranztest durchführen zu lassen.
Auch Schwangere, auf die das nicht zutrifft, können vorsorglich einen Diabetestest machen – dieser erfolgt freiwillig und ist keine Pflicht. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen in beiden Fällen die Kosten für den Zuckertest.
Schwangerschaftsdiabetes: Das solltest du wissen
Schwangerschaftsdiabetes, auch Gestationsdiabetes genannt, tritt bei etwa 4 von 100 Frauen während ihrer Schwangerschaft auf. Erhöhte Blutzuckerwerte sind ein erster Hinweis darauf.
Wie entsteht Schwangerschaftsdiabetes
Bei Schwangerschaftsdiabetes handelt es sich um eine Störung des Zuckerstoffwechsels, die in der Regel zwischen der 24. und 28. Schwangerschaftswoche auftritt.
Verantwortlich dafür sind die Schwangerschaftshormone, welche die Wirkung des Insulins beeinträchtigen. Die Bauchspeicheldrüse muss in der Schwangerschaft mehr davon produzieren. Insulin ist wichtig, um die durch die Nahrung aufgenommenen Kohlenhydrate (Zucker) in die Körperzellen zu transportieren. Anstatt als Energie in den Zellen verwertet zu werden, bleibt die Glukose im Blut zurück und der Blutzuckerspiegel steigt an. Zu viel Zucker im Blut der Mutter kann das Wachstum des Kindes beeinflussen. Die Folge: Das Baby könnte zu groß und zu schwer für eine unkomplizierte vaginale Entbindung sein. Übrigens: Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes können den Mehrbedarf an Insulin nicht einfach mit dem Verzehr von kohlenhydratreichen Lebensmitteln kompensieren.
Anzeichen der Schwangerschaftsdiabetes
Schwangerschaftsdiabetes zeigt sich oft nicht durch die Anzeichen einer klassischen Diabeteserkrankung. Das bedeutet, dass Schwangere gar nicht merken könnten, dass ihr Blutzuckerspiegel zu hoch ist. Einige Frauen berichten jedoch von folgenden Symptomen:
Müdigkeit
Schwäche
Durst
Oftmals sind diese Symptome jedoch so leicht, dass sie häufig als typische Schwangerschaftsbeschwerden abgetan werden und Schwangerschaftsdiabetes leicht übersehen werden könnte. Daher wird in der Schwangerschaft ein Zuckertest angeboten.
Schwangerschaftsdiabetes: Risikofaktoren erkennen
Einige Frauen haben ein höheres Risiko, Schwangerschaftsdiabetes zu entwickeln. In diesem Zusammenhang werden die folgenden Dinge genannt:
Diabeteserkrankungen in der Familie (Diabetes Typ 1 und 2)
starkes Übergewicht
Anzahl früherer Schwangerschaften
vorangegangene Schwangerschaft mit Schwangerschaftsdiabetes
Einnahme bestimmter Medikamente
Alter der Schwangeren
Eine klare Altersgrenze, ab wann das Risiko steigt, gibt es nicht. Untersuchungen zeigen jedoch, dass das Schwangerschaftsdiabetes-Risiko mit steigendem Alter zunimmt. Wichtige potenzielle Risikofaktoren für Schwangerschaftsdiabetes sind:
Übergewicht
eine übermäßige Gewichtszunahme während der Schwangerschaft
ein Mangel an körperlicher Betätigung
Sollten einer oder mehrere dieser Punkte auf dich zutreffen, sprich deine Gynäkologin / deinen Gynäkologen bei der nächsten Vorsorgeuntersuchung darauf an. Doch auch ohne Diabetesrisiko ist es ratsam, einen Zuckertest vornehmen zu lassen. So lassen sich die Blutzuckerwerte im Blick behalten, und es kann, falls es Auffälligkeiten gibt, rechtzeitig gehandelt werden.
Wann und wie erfolgt der Zuckertest in der Schwangerschaft?
Es ist genau festgelegt, wann deine Frauenärztin / dein Frauenarzt innerhalb deiner Schwangerschaft einen Zuckertest vornehmen würde.
Kleiner Zuckertest
Die erste Untersuchung (kleiner Zuckertest) erfolgt zwischen der 24. und 27. Schwangerschaftswoche. Dafür bekommst du ein Glas mit 50 Gramm Glukoselösung. Etwa eine Stunde, nachdem du diese getrunken hast, wird dir Blut abgenommen, um deinen Blutzuckerspiegel zu bestimmen.
Für den Test ist es nicht notwendig, dass du nüchtern – also mit leerem Magen – in der Arztpraxis erscheinst. Auf Basis des kleinen Zuckertestes wird noch keine abschließende Diagnose gestellt. Er dient lediglich dazu, das Schwangerschaftsdiabetes-Risiko zu analysieren.
Erreicht oder überschreitet der Blutzuckerwert 135 mg/dl (7,5 mmol/l), muss zeitnah ein großer Zuckertest erfolgen, um eine eindeutige Diagnose zu stellen und das weitere Vorgehen zu klären.
Auffällige Blutzuckerwerte in der Schwangerschaft |
größer oder gleich 7,5 mmol/l (≥ 135 mg/dl) |
kleiner oder gleich 11,1 mmol/l (≤ 200 mg/dl) |
Großer Zuckertest
Der Ablauf des großen Zuckertestes unterscheidet sich von dem des kleinen. Hier ist es erforderlich, dass du nüchtern bist. Das bedeutet, dass du mindestens acht Stunden vor der Behandlung nichts essen darfst. Wasser ist aber erlaubt.
Beim großen Zuckertest wird das Blut vor der Einnahme der Glukoselösung (75 Gramm) abgenommen. Danach heißt es warten: Nach etwa einer Stunde und nochmals nach zwei Stunden wird kontrolliert, wie sich der Blutzuckerspiegel verändert hat.
Da dieser Ablauf etwas zeitintensiver ist und über zwei Stunden benötigt, solltest du für diesen Arztbesuch genügend Zeit einplanen. Um die lange Wartezeit zu überbrücken, haben viele Frauen etwas zu lesen dabei. Ein Spaziergang ist jedoch nicht möglich, da dieser das Ergebnis verfälschen kann. Alternativ kannst du natürlich auch in unserem Schwangerschaftsratgeber stöbern und erfahren, was in den nächsten Wochen deiner Schwangerschaft ansteht.
Wie du dich vorbereitest
Damit die Ergebnisse des Zuckertests verlässlich sind, gibt es ein paar Dinge, die du im Vorfeld beachten solltest.
Gesundheitszustand: Nimmst du Medikamente ein, hast eine chronische Erkrankung oder leidest unter starker Schwangerschaftsübelkeit mit Erbrechen? Dann sprich das unbedingt vorher mit deiner Ärztin oder deinem Arzt ab! Nach einer Operation am oberen Magen-Darm-Trakt sollte ebenfalls geklärt werden, ob der Test durchgeführt werden kann.
Ernährung: Um die Testergebnisse nicht zu verfälschen, solltest du dich drei Tage vor dem Zuckertest ganz normal ernähren – also so, wie sonst auch und ohne Mahlzeiten auszulassen oder bestimmte Lebensmittel zu vermeiden.
Direkt vor dem Zuckertest: Lediglich vor dem großen Zuckertest darfst du mindestens acht Stunden vorher nichts mehr essen. Es empfiehlt sich, die letzte Mahlzeit am Abend zuvor spätestens um 22 Uhr einzunehmen. Getränke sind bis Mitternacht erlaubt, danach nur noch Wasser.
Sport: Vermeide körperliche Belastung vor dem Zuckertest – also besser das Fahrrad stehen lassen und auf lange Fußwege verzichten! Auch Stress könnte das Ergebnis des Tests beeinflussen.
Sowohl beim kleinen als auch beim großen Zuckertest gilt: Solltest du am Tag des Tests krank sein, zum Beispiel eine akute Erkältung oder Fieber haben, verschiebe den Zuckertest in Absprache mit der Arztpraxis lieber.
Was sagen die Zuckertestwerte in der Schwangerschaft über deine Gesundheit aus?
Erst mithilfe des großen Zuckertests kann deine Ärztin / dein Arzt die Werte final überprüfen und Schwangerschaftsdiabetes diagnostizieren oder ausschließen.
Zuckertestwerte: Welche Zahlen wichtig sind
Entscheidend für deine Schwangerschaft sind die drei verschiedenen Blutzuckerwerte, die du in der folgenden Tabelle findest:
Blutzuckerwerte bei Schwangerschaftsdiabetes
nüchtern: | 5,1 mmol/l (92 mg/dl) |
nach einer Stunde: | 10,0 mmol/l (180 mg/dl) |
nach zwei Stunden: | 8,5 mmol/l (153 mg/dl) |
Ist einer der drei Werte erreicht oder überschritten, spricht das für Schwangerschaftsdiabetes. Das Testergebnis wird im Mutterpass dokumentiert.
Welche Auswirkungen hat ein hoher Blutzucker auf die Schwangerschaft?
Die Diagnose Schwangerschaftsdiabetes klingt erst einmal beunruhigend. Die gute Nachricht ist allerdings: Es bedeutet nicht, dass du dauerhaft zuckerkrank bist. Meist klingt sie nach der Geburt von allein wieder ab. Das heißt also auch, dass sich die Blutzuckerwerte nach der Schwangerschaft wieder normalisieren.
Allerdings erhöht sich für die Frau das Risiko, später an Diabetes Typ 2 zu erkranken. Anders als Schwangerschaftsdiabetes ist Typ-2-Diabetes eine chronische Stoffwechselkrankheit.
Die meisten Kinder kommen trotz Schwangerschaftsdiabetes gesund zur Welt. Manchmal ist das Geburtsgewicht der Neugeborenen höher als bei anderen. Daher sind spezielle Maßnahmen während der Entbindung möglich – aber lange noch kein Muss.
Mit einer gesunden Ernährung während der Schwangerschaft lässt sich der Blutzuckerspiegel jedoch positiv beeinflussen.
Diagnose Schwangerschaftsdiabetes: Was ist zu tun?
Die meisten Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes müssen weder zusätzliche Medikamente einnehmen noch Insulin spritzen. Wichtig ist, dass du während deiner Schwangerschaft auf eine gesunde Gewichtszunahme achtest und deinen Blutzuckerspiegel im Blick behältst. Aus diesem Grund solltest du die regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen wahrnehmen.
Mit ausreichender Bewegung und Sport während der Schwangerschaft und einer ausgewogenen und gesunden Ernährung lassen sich zu hohe Blutzuckerwerte meist in den Griff bekommen. Informiere dich über deine:n Diabetolog:in und die Ernährungsberatung, wie du dich richtig verhältst.
Etwa 6 bis 8 Wochen nach der Geburt sollte erneut ein Zuckertest veranlasst werden, um sicherzustellen, dass sich die Werte wieder normalisiert haben.
Gewichtszunahme Rechner in der Schwangerschaft
Bitte mache folgende Angaben:
Fakten im Überblick
Der kleine Zuckertest wird in der Schwangerschaft besonders dann empfohlen, wenn bestimmte Risikofaktoren (wie Übergewicht) erkennbar sind. Der Test ist keine Pflicht, aber eine sinnvolle Vorsorgeleistung, deren Kosten von der Krankenkasse übernommen werden. Ein großer Zuckertest wird nur dann gemacht, wenn die Werte des ersten Tests auffällig waren.
Jede Frau wünscht sich eine unkomplizierte Schwangerschaft und möchte ein gesundes Kind zur Welt bringen. Daher ist es sicherlich erst einmal nicht leicht, mit der Diagnose Schwangerschaftsdiabetes umzugehen.
Aber auch mit Schwangerschaftsdiabetes musst du nicht gleich dein ganzes Leben auf den Kopf stellen. Mit ein wenig Umsicht und ärztlicher Hilfe bleiben du und dein kleiner Schatz trotz eines positiven Zuckertests gesund.
Alle Inhalte in diesem Artikel basieren auf vertrauenswürdigen, fachspezifischen und öffentlichen Quellen. Die hier aufgeführten Ratschläge und Informationen ersetzen keinesfalls die medizinische Betreuung durch entsprechendes Fachpersonal. Konsultiere für eine professionelle Diagnose und Behandlung immer deine Ärztin bzw. deinen Arzt.
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