Rückenschmerzen in der Schwangerschaft

Wie und warum entstehen Rückenschmerzen in der Schwangerschaft?

Rückenschmerzen in der Schwangerschaft sind keine Seltenheit. Über die Hälfte der Schwangeren klagt über Schmerzen im Rücken- und Beckenbereich – und das in ganz unterschiedlichen Phasen der Schwangerschaft.

Tatsächlich leiden generell öfter Frauen als Männer unter Rückenschmerzen. Der Aufbau des weiblichen Körpers ist darauf ausgelegt, ein Kind zu gebären. Daher ist die Region um Bauch und Lenden verlängert und der Winkel des Beckens größer als beim Mann. In der Schwangerschaft wird dieser Bereich dann durch den Druck der Gebärmutter und das Gewicht des Babys stärker belastet. Der Körperschwerpunkt verschiebt sich: Der Bauch zieht nach vorne und das Becken kippt nach hinten. Viele Schwangere tendieren deshalb zum Hohlkreuz.

Zusätzlich trägt auch die hormonelle Veränderung zu den Rückenschmerzen bei. Die vermehrte Ausschüttung des Hormons Progesteron führt zu einer Lockerung der gesamten Muskulatur der werdenden Mutter. So bereitet sich dein Körper auf die Geburt vor. Das betrifft auch die Schambein- und Iliosakralfuge sowie die Bandscheiben. Während der Schwangerschaft entstehen neben Schmerzen im unteren Rücken oft auch Schmerzen im Lendenbereich und der Beckenregion.

Rückenschmerzen im Schwangerschaftsverlauf

Rückenschmerzen können schon in der Frühschwangerschaft beziehungsweise generell im ersten Trimester auftreten. In ihrer Häufigkeit und Intensität nehmen sie aber vor allem ab der 24. Schwangerschaftswoche (also während des zweiten Trimesters) zu. Grund dafür sind der stetig wachsende Bauch und das zunehmende Gewicht. Beides zieht den Körper regelrecht nach vorne und übt mehr Druck auf die Bänder im Beckenbereich aus.

Im dritten Trimester der Schwangerschaft kommen dann weitere Ursachen für Rückenschmerzen hinzu. Wenn dein kleiner Schatz mit seinem Köpfchen tiefer ins Becken rutscht, drückt er/sie auf deine Beckennerven. Je näher dein Entbindungstermin rückt, desto lockerer werden die Bänder im Becken. Auch kann es sich bei Rückenschmerzen in der späten Schwangerschaft um Wehen handeln, die sich bis in den Rücken hineinziehen und als schmerzhaft wahrgenommen werden können.

Was du gegen Rückenschmerzen in der Schwangerschaft tun kannst

Damit deine Schwangerschaft nicht zur körperlichen Belastung wird und du diese Zeit in vollen Zügen genießen kannst, haben wir ein paar Übungen und Anregungen gesammelt.

Mit diesen Übungen kannst du deinem Rücken etwas Gutes tun:

  • Mache die Kuh-Katze! Ja, du hast richtig gelesen. Auch wenn diese aus dem Yoga stammende Übung erst einmal komisch klingen mag – für Schwangere mit Rückenschmerzen ist sie ideal. So geht’s: Begebe dich zuerst in den Vierfüßlerstand (also Knie und Hände berühren den Boden). Nun mache abwechselnd erst ein Hohlkreuz (Bauch nach unten hängen lassen und den Kopf dabei in den Nacken legen) und anschließend einen Katzenbuckel (ziehe das Kinn dabei zur Brust). Wiederhole diese Übung am besten einige Male, denn sie kräftigt und lockert zugleich.

  • Entspanne deinen Rücken! Eine leicht durchführbare Übung ist die sogenannte Stufenlagerung. Hierbei legst du dich auf den Rücken und erhöhst deine Unterschenkel und Füße mithilfe eines oder mehrerer Kissen. So bilden die Beine eine „Stufe“. Dein Rücken wird durch diese Position in die Länge gestreckt und kann sich so optimal entspannen. Bitte führe diese Übung aber nicht mehr zu einem späten Zeitpunkt der Schwangerschaft durch. Das Gewicht deines kleinen Schatzes drückt dann zu stark auf deine Hohlvene. Dadurch kann die Durchblutung blockiert werden.

  • Bewahre Haltung! Viele Schwangere verfallen durch das zunehmende Gewicht ihres Bauches in ein Hohlkreuz. Diese Körperhaltung begünstigt jedoch Rückenschmerzen in der Schwangerschaft. Versuche deinen Bauch nicht zu stark nach vorne zu strecken, sondern diesen über die Körpermitte zu tragen. Das geht am besten, indem du dein Becken nach unten ausrichtest, deinen unteren Rücken lang machst und den Unterleib leicht nach innen ziehst.

  • Lass dich massieren! Auch dein:e Partner:in kann dich bei der Bekämpfung deiner Rückenschmerzen unterstützen. Zeige ihm/ihr genau, wo es wehtut, und lasse dich bei einer schönen Massage verwöhnen. Dabei sollte aber besser der Bereich des Kreuzbeins ausgespart werden, da dies unter Umständen Wehen auslösen kann. Unser Tipp: Mit ein wenig Massage- oder Baby-Öl ist die Massage besonders angenehm.

  • Sorge für Wärme! Wärme ist eins der besten Mittel gegen Verspannungen und Schmerzen im Rückenbereich. Ein wohltuendes Bad, eine Wärmflasche oder ein Wärmekissen können bei Schmerzen Linderung verschaffen. Sei aber vorsichtig – zu heiß darf es auch nicht sein. Denn das kann ebenfalls zu vorzeitigen Kontraktionen führen.

Wann sollte man besser den Arzt / die Ärztin aufsuchen?

Rücken- und Beckenschmerzen sind leider eine sehr häufige Begleiterscheinung der Schwangerschaft. Auch wenn sie dir zu Recht lästig erscheinen, sind solche Schmerzen meistens eher harmlos.

Trotzdem solltest du besonders in den ersten Wochen deiner Schwangerschaft vorsichtig sein. Wenn du nun Rückenschmerzen verspürst, kann dies auch andere Ursachen (zum Beispiel eine Eileiterschwangerschaft) haben. Suche im ersten Drittel der Schwangerschaft bei starken und kontinuierlichen Rückenschmerzen also lieber gleich deinen Arzt / deine Ärztin auf.

Generell gilt: Konsultiere bei starken Rückenschmerzen lieber deinen Arzt / deine Ärztin. Nur er/sie kann feststellen, woher die Schmerzen wirklich stammen und was gegebenenfalls dagegen unternommen werden muss.

Gegen Ende der Schwangerschaft können Rückenschmerzen hingegen ein Anzeichen der nahenden Geburt sein. Viele Schwangere empfinden die Geburtswehen als sogenannte Rückenwehen. Solltest du also kurz vor deinem Entbindungstermin extreme Rückenschmerzen verspüren, kann der direkte Weg ins Krankenhaus ratsam sein. Gut, wenn du dann auch schon deine Kliniktasche gepackt hast.

Vorbeugende Maßnahmen bei Rückenschmerzen in der Schwangerschaft

Auch wenn du bislang noch keine Rückenschmerzen haben solltest, kannst du schon einige vorbeugende Maßnahmen ergreifen.

Jetzt hilft vor allem Bewegung. Hier bieten sich zum Beispiel Yoga, Schwimmen, Spazieren oder ein wenig Schwangerschaftsgymnastik an. Ein leichtes Fitnesstraining für Schwangere tut auf jeden Fall gut und bereitet dich auf die kommenden Wochen deiner Schwangerschaft und die Geburt vor.

Eine gute und effiziente Übung ist übrigens die sogenannte Beckenwiege. Hierbei handelt es sich um eine Übung, die du wirklich überall und sowohl im Stehen und Liegen als auch im Sitzen durchführen kannst. Kippe dabei dein Becken abwechselnd nach hinten und dann wieder nach vorne. Mehrmals hintereinander wiederholt und immer wieder in den Tag eingebaut, kannst du damit deine Bauchmuskulatur stärken und Rückenschmerzen vermeiden.

Wichtig ist natürlich auch die richtige Haltung. Zwar verleitet der schöne Bauch dich dazu, ihn nach vorne zu schieben. Achte aber immer darauf, dabei nicht in ein Hohlkreuz zu verfallen. Versuche den Rücken lang und aufrecht zu halten.

Wie kann man Rückenschmerzen in der Schwangerschaft behandeln?

Sollten die oben erwähnten Maßnahmen nicht zu dem gewünschten Erfolg führen, kann dir dein Arzt / deine Ärztin oder deine Hebamme sicher weiterhelfen. Eine Möglichkeit ist zum Beispiel eine Physiotherapie oder manuelle Therapie. Auch professionelle Massagen und Akupunktur können deine Rückenschmerzen lindern.

Eine relativ neue Maßnahme ist das Kinesio-Taping. Sie stammt aus Japan und soll den Körper durch hautähnliche spezielle Pflaster bei seiner Selbstheilung unterstützen. Dies funktioniert über Reibung, die dadurch entsteht, dass die Tapes direkt auf die „Problemzonen“ aufgeklebt werden. Daher wird das Kinesio-Taping seit Kurzem auch oft bei Rücken- und Beckenschmerzen angewendet.

Niemand sollte während der Schwangerschaft unter ständigen Rückenschmerzen leiden. Scheue dich also nicht davor deinen Arzt / deine Ärztin zu befragen, nur weil Rückenschmerzen typischerweise zu einer Schwangerschaft dazugehören. Du solltest diese besondere Zeit schmerzfrei genießen können!

Zur Entstehung dieses Artikels:
Alle Inhalte aus in diesem Artikel basieren auf vertrauenswürdigen fachspezifischen und öffentlichen Quellen, wie der BZgA (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung), dem Ärzteblatt oder den „Richtlinien des Gemeinsamen Bundesausschusses über die ärztliche Betreuung während der Schwangerschaft und nach der Entbindung (Mutterschafts-Richtlinien)”. Eine ausführliche Liste aller verwendeten Quellen findest du im Anschluss an diesen Artikel. Die hier aufgeführten Ratschläge und Informationen ersetzen keinesfalls die medizinische Betreuung durch entsprechendes Fachpersonal. Konsultiere für eine professionelle Diagnose und Behandlung immer deinen Arzt oder deiner Ärztin

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