Bonding – Die Bindung zwischen Baby und Eltern
Der Begriff Bonding ist aus dem Englischen abgeleitet und beschreibt die Gefühlsverbindung der Mutter oder des Vaters zu ihrem Baby. Man spricht auch von der Eltern-Kind-Bindung oder Eltern-Kind-Beziehung. Doch wie und wodurch ensteht dieses besondere, emotionale Bindung? Und: Was fördert das Bonding?
Was ist Bonding?
Der Begriff Bonding kommt aus dem Englischen und bedeutet „binden“ oder „kleben“. Damit wird das Wachsen der emotionalen Beziehung der Eltern zu ihrem Baby beschrieben. Umgekehrt nennt man die Bindung vom Kind zu seinen Eltern Attachment.
Das Bonding beginnt mit der Geburt. Das Baby baut eine ganz besonders enge Beziehung zu seinen Eltern auf. Es ist eine emotionale Verbindung zwischen Mutter, Vater und Kind, die ein Leben lang anhält und auch durch äußere Umstände wie beispielsweise örtliche Distanz nicht unterbrochen werden kann.
Evolutionär gesehen ist diese einzigartige Bindung für das Kind überlebenswichtig: Eine enge Beziehung zu den Eltern garantiert dem Säugling, dass es von ihnen versorgt wird. Die Mutter bzw. der Vater wird durch ihre bzw. seine Fürsorge und Nähe so zu einem sicheren Ort für das Baby.
Die Bindung zwischen den Erwachsenen und dem Kind kann ganz unterschiedliche Formen und Ausprägungen annehmen. Es durchläuft das ganze erste Lebensjahr und prägt Dein Kind fürs Leben. Die Qualität der Bindung in den ersten Lebensmonaten kann bereits einen großen Einfluss auf den Rest des Lebens haben.
Wie entwickelt sich die Mutter-Kind-Beziehung?
Obwohl das Baby vor der Geburt viele Monate im Bauch der Mutter verbracht hat, heißt das nicht, dass direkt nach der Entbindung schon automatisch eine starke emotionale Beziehung besteht.
Bonding nach der Geburt
In den ersten Stunden nach der Geburt baut sich in der Regel langsam eine intensive Bindung zwischen Mutter und Kind auf. Dies wird durch engen Köperkontakt, am besten durch Haut an Haut, gefördert. Dies nennt man daher auch die „sensible Phase“. Die langfristige Beziehung entwickelt sich allerdings erst im Laufe der ersten Lebensmonate.
Ein Neugeborenes kann durchaus schon kommunizieren und zum Beispiel mit Weinen signalisieren, dass es Hilfe benötigt. Diese Signale werden von den Eltern wahrgenommen und beantwortet. Die Antwort kann dann zum Beispiel Stillen, Kuscheln oder ein Windelwechsel sein. Diese Fürsorge und das Vertrauen des Säuglings darauf, dass es umsorgt wird, stärkt mehr und mehr das Band zwischen den Eltern und ihrem Baby.
Entscheidet sich eine Mutter dazu, ihr Kind zu stillen, ist sie es wahrscheinlich, die sich in den ersten Monaten primär um die Ernährung des Säuglings kümmert. Beim Stillen wird Oxytocin ausgeschüttet; ein Hormon, welches das Schmerzempfinden senkt und das Wohlbefinden steigert. Unter diesen Voraussetzungen ist in der Regel die Bereitschaft hoch, sich ausgiebig mit dem Säugling zu beschäftigen und die Liebe zu ihm wächst stetig.
Dieser Effekt wird aber auch durch die Geburt selbst, engen Hautkontakt und positive Interaktion mit Deinem Baby ausgelöst. Das Stillen allein ist also für das Bonding nicht ausschlaggebend und auch das Füttern mit dem Fläschchen und enger Kontakt kann die Mutter-Kind-Beziehung intensivieren.
Zeichen für eine gute Mutter-Kind-Bindung
Nur weil ein Kind nicht ständig nach seiner Mutter fragt, heißt das noch lange nicht, dass kein erfolgreiches Bonding stattgefunden hat. Babys, die sich für eine gewisse Zeit lang gut von ihrer Mutter lösen können, sind sich oft ihrer Liebe und Fürsorge sicher.
Kinder suchen oftmals dann verstärkt nach der Nähe ihrer Kontaktperson, wenn es ihnen nicht gut geht – sie also zum Beispiel krank sind oder sich bedroht fühlen.
Auch in unbekannten Situationen oder im Umgang mit fremden Menschen wird ein kleines Kind in der Regel eher Schutz bei einer engen Bezugsperson suchen. Das sogenannte Fremdeln ist also völlig normal und kann eher ein Zeichen für eine gute Mutter-Kind-Bindung sein.
Keine Sorge, wenn Dein Baby bei der Trennung weint. Solange es sich beim Wiedersehen entspannt und fröhlich ist, hat dies ganz klar eine Bedeutung: Die Verbindung ist stark und die Beziehung zueinander gesund und stabil.
Gelungenes Bonding spiegelt sich in der Regel im Verhalten des Kindes wieder. Die Kinder sind zum Beispiel neugierig, ausgeglichen, sozial kompetent und haben weniger Furcht vor Fremden. Bei solchen Beobachtungen muss aber immer berücksichtigt werden, dass jedes Kind seine eigene kleine Persönlichkeit hat und vieles vom individuellen Charakter abhängt. Ist Dein Baby sehr zurückhaltend, heißt das also nicht, dass in Sachen Bonding etwas schiefgelaufen ist!
Bonding zwischen Vater und Baby
Das gleiche gilt natürlich auch für den Vater und seine Beziehung zum Kind. Tatsächlich ist gerade in den ersten Lebenstagen häufig die Mutter-Kind-Beziehung besonders intensiv. Umsorgt ein Vater sein Baby allerdings von Anfang an liebevoll und regelmäßig, wird sich der Säugling nach und nach auch stark an ihn binden.
Die Vater-Kind-Beziehung kann gestärkt werden durch:
Körperkontakt: Der körperliche Kontakt zwischen Vater und Kind ist genauso wichtig wie zwischen der Mutter und dem Baby. Mit der Känguru-Methode, die sich schon bei Frühchen als förderlich erwiesen hat, ist das auch für Männer möglich. Dabei liegt das Neugeborene auf der nackten Brust des Vaters. Der Hautkontakt, die Wärme und die Nähe vermitteln Geborgenheit und stärken die Bindung.
Pflege: Auch das Wechseln der Windel oder ein Bad bietet dem Vater die Möglichkeit zum Bonding. Hier gibt es jede Menge Gelegenheit zum Kuscheln und Knuddeln.
Sprechen: Viele Babys mögen es außerdem, wenn man mit ihnen redet. Am Anfang fühlt sich das vielleicht komisch an – das Kind versteht ja nicht, was gesprochen wird – aber die väterliche Stimme ist beruhigend, egal ob Papa vom Tagesverlauf, von schönen Nachrichten oder davon erzählt, was man während eines Spaziergangs sehen kann.
Spielen: Es wird noch einige Zeit dauern, bis Vater und Kind miteinander Fangen spielen können. Es gibt allerdings jede Menge andere Arten mit einem Baby in Kontakt zu treten: zum Beispiel Geschichten vorlesen, Grimassen schneiden oder Fingerspiele.
Jede Interaktion mit dem Säugling trägt zum Bonding bei und stärkt die Beziehung zwischen dem Papa und seinem kleinen Liebling.
Wenn die großen Gefühle ausbleiben
Nicht jeder Start ins Familienleben ist leicht. Manchmal beginnt die Beziehung zwischen den Eltern und dem Neugeborenen eher holperig. Besonders Mütter leiden häufig sehr darunter, wenn sich die großen Gefühle nach der Geburt, von denen jeder spricht, nicht gleich in ihr breitmachen.
Dafür kann es viele Gründe geben, u. a.:
eine schwierige Geburt
Hektik und Stress
Unsicherheit im Umgang mit dem Neugeborenen
unerfüllte Erwartungen
zu wenig Unterstützung im Alltag
gesundheitliche Probleme
Die Geburt ist ein ganz besonderes Erlebnis, was jede Frau erst einmal für sich verarbeiten muss. Außerdem stellt ein Neugeborenes den Alltag gehörig auf den Kopf; alles ist neu und man muss sich erst einmal an die neue Situation gewöhnen.
Auch physische Umstände können das Bonding zu Beginn erschweren. Zum Besipiel wenn das Kind direkt nach der Geburt von der Mutter getrennt worden ist, wie bei einer Frühgeburt. Jedoch ist auch hier ein Nachholen der Bindung selbstverständlich möglich und es muss nicht befürchtet werden, dass das Urvertrauen dadurch dauerhaft Schaden genommen hat.
So unterschiedlich die Gründe für einen schwierigen Start auch sein mögen, so zahlreich sind auch die Ansätze, wie man das Bonding danach fördern kann. Hilfreich ist es sicherlich, sich genügend Zeit für den Säugling und sich selbst zu nehmen und jeglichen Stress zu vermeiden. Ein Gespräch mit der Hebamme oder ärztlichem Fachpersonal empfiehlt sich auf jeden Fall. Auch der Austausch mit anderen Müttern kann zeigen, dass in Sachen Bonding jeder eine andere Geschichte zu erzählen hat.
Bonding mit Deinem Baby: Tipps & Tricks
Eine liebevolle Beziehung zwischen den Eltern und ihrem Kind stellt sich in den meisten Fällen von ganz allein ein. Dennoch ist es schön, dieses Band immer wieder neu und enger zu knüpfen:
Bei einer Babymassage kannst Du Dich voll und ganz Deinem kleinen Schatz widmen. Regelmäßig angewendet, kann die Massage das Zusammengehörigkeitsgefühl zwischen Dir und Deinem Baby stärken.
Kinder wollen gern getragen werden. In einem Babytragesystem oder einem speziellen Tuch kannst Du Dein Baby eng an Deinem Körper tragen. Das spendet Geborgenheit und Du hast gleichzeitig beide Hände frei.
Auch wenn kleine Kinder schlafen, brauchen sie Nähe. Dein Baby kann ruhig auch nachts neben Dir liegen – sei es im Familienbett oder in einem Beistellbettchen. Achte allerdings dabei immer auf die Regeln für den sicheren Babyschlaf.
Wenn Dein kleiner Liebling weint, reagiere am besten sofort darauf. Nur so erfährt er, dass er gehört wird und seine Bedürfnisse ernst genommen werden.
Versuch, Dein Kind nicht zu früh zur Selbstständigkeit zu erziehen. Ein Zeichen für erfolgreiches und gutes Bonding kann sein, dass das Kind ab einem gewissen Alter selbstständig agiert, weil es sicher sein kann, dass es von seiner Mutter oder seinem Vater Hilfe bekommt, wenn es sie benötigt.
Bonding-Maßnahmen wie beispielsweise Kuscheln oder viel Aufmerksamkeit können eure Bindung stärken und eine enge Beziehung fördern.
Eltern sind zuverlässige Bezugspersonen für ihr Kind, wenn sie auf die Signale und Bedürfnisse ihres Babys eingehen und es liebevoll umsorgen.
Fakten im Überblick
Unter Bonding versteht man den Aufbau der emotionalen Beziehung zwischen einem Baby und seinen Eltern. Diese Verbindung hält ein Leben lang an.
Mit dem Durchtrennen der Nabelschnur wird die körperliche Verbindung zwischen Mutter und Kind gelöst. Gleichzeitig beginnt eine neue: die Eltern-Kind-Beziehung. Sie wird mit jedem Tag intensiver und hält ein Leben lang an.
Alle Inhalte aus in diesem Artikel basieren auf vertrauenswürdigen fachspezifischen und öffentlichen Quellen. Eine ausführliche Liste aller verwendeten Quellen findest Du im Anschluss an diesen Artikel. Die hier aufgeführten Ratschläge und Informationen ersetzen keinesfalls die medizinische und psychologische Betreuung durch entsprechendes Fachpersonal. Konsultiere für eine professionelle Diagnose und Behandlung immer ärztliches Fachpersonal.