Trotzphase bei Kindern - Der Umgang mit der Autonomiephase
„Ich will aber nicht!“, „Nein, nein, nein!“, „Keine Lust!“, diese Aussagen gepaart mit unkontrollierter Wut und häufigen Heulkrämpfen – als Mama oder Papa eines Kleinkinds in der Trotzphase kommt dir das sicher bekannt vor! Aber woher kommen diese plötzlichen Wutanfälle eigentlich und wie gehst du am besten damit um?
Woher kommt die Wut in der Trotzphase?
Die Trotzphase beim Kleinkind ist geprägt von Schreien, Stampfen, Weinen und Kratzen. Bei den Eltern kann das schon mal Verzweiflung auslösen, denn nur selten gibt es einen für Erwachsene gut nachvollziehbaren Grund der Wut.
Oft hilft es, wenn man besser versteht, warum ein Kind plötzlich einen Wutanfall bekommt und was in ihm vorgeht – immerhin wird dieser Ausnahmezustand wahrscheinlich gute 3 Jahre lang anhalten.
Das Ich erwacht
Wahrscheinlich konntest du deinen kleinen Schatz bisher immer einigermaßen schnell wieder beruhigen, wenn er seinen Willen nicht bekommen hat. Im Alter von ungefähr 2 Jahren könnte sich dies allerdings schlagartig ändern! Die sogenannte Trotzphase gehört zur Kindesentwicklung dazu.
Häufig wird sie eher als Autonomiephase bezeichnet. Denn der Trotz und die Wut sind nur Symptome für einen notwendigen Entwicklungsschritt deines Kindes: Die Abnabelung von Mama und Papa und der langsame Weg in die Selbstständigkeit.
Je älter dein kleiner Schatz wird, desto mehr lernt er die eigene Persönlichkeit kennen. Dein Liebling entwickelt ganz eigene Wünsche – auch wenn diese für Erwachsene manchmal nur schwer nachvollziehbar sind: Etwa der ganz konkrete Wunsch nach einer kerzengeraden abgeschnittenen Brotscheibe oder ähnlichem. Werden diese Wünsche nicht erfüllt, kann sich dein „Engelchen“ schnell mal in ein wildes „Teufelchen“ verwandeln.
Autonomie vs. Kompetenz
Die Trotzphase mit all seinen Wutausbrüchen ist nicht nur für dich, sondern auch für dein Kind eine Herausforderung. Hier trifft nämlich das Bedürfnis nach Autonomie auf einen Mangel an Kompetenz. Häufig überschätzen sich die kleinen Energiebündel und sind schnell frustriert, wenn etwas nicht nach Plan verläuft. „Ich will aber“ steht also im Kontrast zu dem, was dein kleiner Schatz schon kann, oder eben noch nicht kann.
Das Autonomiebedürfnis deines Sprösslings ist groß und er will in einer bestimmten Situation die Lösung ganz allein finden. Da dein Kind aber noch nicht die nötigen Fähigkeiten dafür besitzt, wird es sich schlussendlich vielleicht doch an dich wenden. Und das steht dann wieder im Konflikt zum eigentlichen Streben nach Unabhängigkeit.
Oftmals konkurriert also das Bedürfnis nach Autonomie mit dem Bedürfnis nach Nähe, was das „Gefühlschaos“ für dich und deinen kleinen Liebling nicht leichter macht.
Emotionen regulieren können
Wut gehört zu den Basis-Emotionen und sie zu empfinden ist ganz normal, wenngleich nicht besonders angenehm. Auch für deinen kleinen Sonnenschein in der Trotzphase nicht! Jedes Baby und jedes Kind muss erst einmal den Umgang mit negativen Emotionen erlernen.
Das passiert ganz automatisch bei euch zu Hause und im Kindergarten beim Spiel mit anderen Kindern – denn überall gibt es Konflikte, die gelöst werden müssen. Bevor dein Kind die eigenen Emotionen selbst regulieren kann, dauert es aber eine ganze Weile.
Du kannst davon ausgehen, dass die heftige Wut während eines Trotzanfalls auch für deinen kleinen Schatz eine Belastung ist. Dein Kleinkind weiß mit 2 oder 3 Jahren noch nicht, wie man am besten mit Frust und extremer Wut umgeht, geschweige denn, wie es funktioniert, sich selbst wieder zu beruhigen.
Dafür muss dein Kind erst einmal eine Strategie entwickeln. Es lernt mit der Zeit, die eigenen Gefühle zu verstehen. Erst dann kann es dieses Wissen in sein Handeln integrieren. Das ist ein wahrer Kraftakt für den kleinen Kopf! Bei diesem Lernprozess kannst du deinem Liebling helfen: Benenne während der Autonomiephase die Gefühle und biete Raum für Lösungen. Signalisiere immer, dass du für deinen kleinen Schatz da bist.
Die Trotzphase und ihre Symptome
Was in der Theorie so einfach klingt, lässt sich in der Praxis meistens schwer umsetzen. Gerade, wenn dein Kleinkind dir oder anderen Menschen gegenüber aggressiv und / oder handgreiflich wird. Die meisten Eltern kennen sicherlich diese Situation: Die Kinder spielen ganz vergnügt und friedlich miteinander. Im nächsten Augenblick bricht ein Streit aus und man muss die Kleinen voneinander trennen.
Das ist nicht ungewöhnlich, denn bei 80 Prozent aller Kinder ist aggressives Verhalten eins der typischen Symptome der Trotzphase:
70 Prozent aller Kinder nehmen anderen das Spielzeug weg.
Ungefähr die Hälfte aller Kleinkinder schubst und stößt andere.
Ein Viertel wird sogar handgreiflich (z. B. das Kind haut, kratzt oder beißt).
Statistiken zufolge sind Jungs zum Teil „rabiater“ in ihrem Verhalten als Mädchen. In diesem Alter ist es normal, mit Händen und Füßen auf Konflikte zu reagieren. Zwei- und Dreijährige haben noch nicht das Werkzeug und die richtige Sprache, um friedliche Lösungen zu finden.
Nicht bei allen Kindern zeigt sich die Wut während ihrer Autonomiephase so deutlich. Manche ziehen sich eher zurück. Mamas und Papas beobachten dann häufig, dass ihre Kleinen kaum sprechen und auch häufig das Essen verweigern.
Wie lange dauert die Trotzphase an?
Ein kleiner Trost: Ihr seid wahrlich nicht allein, höchstwahrscheinlich durchlaufen alle Eltern diese Phase mit ihren Kindern.
Grob gefasst, beginnt diese Phase ungefähr mit dem zweiten Lebensjahr und ebbt normalerweise bis zum Vorschulalter ab. Zum ersten Mal könntest du mit diesem bockigen Verhalten zwischen dem 15. und 19. Lebensmonat konfrontiert werden. So richtig heftig könnte es dann werden, wenn dein Kleines 2 Jahre alt ist.
Vor allem in diesem Alter kann dein kleiner Spatz seinen Frust noch nicht so richtig mitteilen. Dafür fehlt ihm nämlich noch die richtige Sprache. Du wirst sehen: Mit 4 Jahren werden die Konflikte weniger, denn inzwischen hast du mit deinem Kind eine gemeinsame sprachliche Ebene gefunden.
Aber wie immer gilt auch hier: Jedes Kind ist anders und einzigartig. Der eine beginnt früher zu rebellieren und der andere später. Wann genau die Trotzphase bei euch vorbei sein wird, lässt sich also leider nicht so genau vorhersagen.
Der Weg aus dem Wutanfall
Stöberst du Nächte lang in Büchern zu Kindererziehung und ringst nach den richtigen Worten, um dein Kind zu beruhigen? Besonders extreme Trotzanfälle können dich an dein Limit bringen.
Hilfestellungen für dein Kind
In der Trotzphase darf man von Kindern keine Wunder erwarten und Methoden, die gestern noch funktioniert haben, wirken morgen vielleicht schon nicht mehr. Diese Maßnahmen könnten helfen, zumindest den akuten Krisenmoment gemeinsam mit deinem Kind gut zu überstehen:
Verwende eine klare Sprache, um deinem Kleinkind ganz einfach und ohne viele Worte mitzuteilen, was du von ihm willst.
Atme kurz durch und versuche nicht, emotional zu sehr mitzugehen. So schaffst du eine gewisse Distanz und kannst einen kühlen Kopf bewahren.
Bleibe konsequent mit deiner Entscheidung und mache deinem süßen Schatz damit deutlich, dass bestimmte Verhaltensweisen nicht toleriert werden.
Verhandle mit deinem Kind, wenn du ihm einen Wunsch abschlagen musst. Vielleicht lässt sich ja ein Kompromiss finden, mit dem ihr beide zufrieden seid.
Dampf ablassen ist okay! Biete deinem Energiebündel etwas an, um Dampf abzulassen: Mit dem Fuß aufstampfen, laut ins Kissen schreien oder lass es Papier zerreißen. Das tut gut!
Für dich ist die Trotz- und Autonomiephase eine Zeit, in der auch du viel lernst und über dich hinauswachsen wirst!
Das solltest du vermeiden
Egal, was auch immer du unternimmst: Konflikte wirst du nicht vermeiden können! In der Trotzphase ruhig zu bleiben, ist sicher nicht einfach. Versuche trotzdem, die folgenden Dinge zu vermeiden:
Lass dein Kind nicht allein, sondern begleite es durch den Wutanfall. Damit vermittelst du Stabilität und die Gewissheit, dass du ihm auch in schwierigen Situationen beistehst.
Schrei nicht zurück oder lass dich nicht zu anderen negativen Handlungen hin reizen. Das hilft dir nicht weiter und wird deinen Schatz womöglich nur noch wütender machen. Außerdem solltest du mit gutem Beispiel vorangehen.
Ignoriere nicht die Gefühle deines Kindes, denn es ist für die Entwicklung von Bedeutung, dass sich dein Liebling ernst genommen fühlt.
Nimm es nicht persönlich. Nimm den Wutanfall deines Kleinkinds nicht persönlich, denn er richtet sich nicht gegen dich. Vielmehr ärgert sich dein Kind wahrscheinlich am meisten über sich selbst.
Die Autonomiephase deines Kindes kann anstrengend und herausfordernd für dich sein. Mache dir immer wieder bewusst, dass diese Phase vorübergeht.
Die Trotzphase überstehen: Tipps & Tricks
Die Trotzphase gehört also zur normalen Kindesentwicklung dazu. Deshalb ist es sinnlos, sich Gedanken darüber zu machen, ob und wie man sie vermeiden kann. Sinnvoller ist es hingegen, einen allgemeinen Umgang damit zu finden und zu versuchen, bestimmte Situationen von vornherein zu entschärfen.
Liebe ist stärker als Wut. Dein Liebling sollte immer wissen, dass du und deine Liebe jedem Trotzanfall standhalten werden.
Konflikte sind normal. Mache ihm oder ihr klar, dass Konflikte zum Alltag dazugehören und dass es für fast alles eine Lösung gibt.
Sei ein gutes Vorbild. Du bist als Elternteil die größte Hilfe für deinen Schatz: Bringe ihm bei, wie er seine Wünsche und Emotionen mit Worten mitteilen kann und sei selbst ein gutes Vorbild.
Lobe dein Kind. Stärke das Selbstvertrauen deines Kindes, indem du es für etwas lobst, das gut gemacht wurde – etwa, wenn es seinen Schlafanzug selbst angezogen oder seine
Zähne gründlich geputzt hat. Teile deinem Schatz mit, wie glücklich und stolz du bist.
Auf Veränderungen vorbereiten. Veränderungen sind immer schwierig. Bereite dein Kind frühzeitig vor, damit es sich darauf einstellen kann. Wenn du zum Beispiel den Spielplatz verlassen möchtest, sag schon zehn Minuten früher Bescheid und erinnere zwischendurch auch immer wieder daran.
Schaffe Freiräume. Gehe bisweilen ganz bewusst auf die Autonomiephase ein und lass deinen Sonnenschein (seinem Alter und seinen Fähigkeiten entsprechend) Dinge selbst in die Hand nehmen – wie beim gemeinsamen Basteln oder Kochen. Gestalte dies so, dass es dabei möglichst wenig Verbote gibt. Solltest du dennoch einschreiten müssen, formuliere das Verbot eher wie eine Verhaltensalternative.
Gemeinsame Rückschau. Blickt gemeinsam ganz wertfrei auf schwierige Situationen zurück und freut euch, dass diese zu einem Happy End geführt haben. Das wird eure Beziehung langfristig stärken.
Verurteile dich nicht, wenn du selbst einmal wütend wirst. Das ist normal, denn auch du hast Gefühle und Empfindungen! Anhand deiner eigenen Reaktionen auf Konflikte, Stress und Wutgefühle lernt dein kleiner Schatz vieles: Es ist wichtig, seine Emotionen auszudrücken und einen gewaltfreien Umgang damit zu finden.
FAKTEN IM ÜBERLICK
Während der Trotzphase beginnen sich Kleinkinder von ihren engen Bezugspersonen abzunabeln. Daher nennt man diesen wichtigen Entwicklungsschritt auch Autonomiephase. Das Bedürfnis nach Selbstständigkeit trifft bei Kleinkindern allerdings auf beschränkte Fähigkeiten, was zu Frust führt. Gepaart mit dem Unvermögen kleiner Kinder, die eigenen Gefühle zu regulieren, kommt es dann zu einem unkontrollierten Wutanfall.
Zum Thema Trotzphase gibt es unzählige Elternratgeber und Erziehungstipps. Lass dich davon nicht verrückt machen und denke immer daran, dass es sich dabei um eine völlig normale Phase bei Kleinkindern handelt. Du wirst zusammen mit deinem Liebling sicher euren ganz eigenen Weg finden, diese gemeinsam zu meistern!
Zur Entstehung dieses Artikels: Alle Inhalte aus in diesem Artikel basieren auf vertrauenswürdigen, fachspezifischen und öffentlichen Quellen. Die hier aufgeführten Ratschläge und Informationen ersetzen keinesfalls die medizinische Betreuung durch entsprechendes Fachpersonal. Konsultiere für eine professionelle Diagnose und Behandlung immer deinen Arzt bzw. deine Ärztin.
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