KiSS-Syndrom: Ursachen & Symptome beim Baby

Der Begriff KiSS-Syndrom taucht immer wieder im Zusammenhang mit einer vorübergehenden Schiefstellung des Kopfes bei Babys auf. Die Symptome des KiSS-Syndroms sind vielschichtig und mögliche Folgen schwer einschätzbar. Erfahre hier alles Wissenswerte zu dieser Fehlhaltung, wie du sie bei deinem Säugling erkennst und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt.

Anatomische Hintergründe: Was ist das KiSS-Syndrom?

Der Begriff KiSS ist die Abkürzung für Kopfgelenk-induzierte Symmetriestörung und beschreibt bereits, worum es sich dabei handelt: eine Fehlstellung der Kopfwirbel. In Deutschland beschrieb Dr. H. Biedermann die Störung erstmals 1990 und bezeichnete sie als Atlas-Blockierungssyndrom.

Diese Blockade führt nach Meinung einiger Mediziner:innen bei Babys und Kleinkindern zu schmerzhaften Verspannungen, die vom Kopfgelenk ausgehen. Das Kopfgelenk besteht aus mehreren miteinander verknüpften Gelenken und verbindet den Hinterkopf mit der Halswirbelsäule.

Normalerweise verläuft die Wirbelsäule geradewegs durch die Körpermitte, vom Steißbein bis zum Schädel. Beim KiSS-Syndrom hingegen knicken Babys ihren Kopf entweder zur linken oder zur rechten Seite ab, sodass diese Symmetrie unterbrochen wird. Man unterscheidet zwischen KiSS-I und KiSS-II:

  • KiSS-I: Bei diesem Typ sind das Kopfgelenk und die Halswirbel verschoben und blockiert, sodass es für das Baby schmerzhaft ist, den Kopf entweder zur linken oder zur rechten Seite zu drehen.

  • KiSS-II: Auch bei dem KiSS-Syndrom Typ 2 besteht dieselbe Blockade. Allerdings lässt sich hier eine starke Überstreckung des Kopfes nach hinten statt zur Seite beobachten.

Das KiSS-Syndrom ist keine Krankheit im eigentlichen Sinne, sondern eine Fehlhaltung, die sich aus einer Schonhaltung ergibt, da der Säugling so weniger Schmerzen verspürt. Diese kann mithilfe einer entsprechenden Therapie behandelt werden oder reguliert sich ganz von selbst wieder.

Ursachen des KiSS-Syndroms

Allgemein wird angenommen, dass das KiSS-Syndrom im direkten Zusammenhang mit der Entbindung steht. Die Geburt ist nicht nur für die Frau mit körperlichen Anstrengungen verbunden, sondern auch für ihr Kind. Im Idealfall bahnt sich der kleine Körper mit dem Kopf voran seinen Weg durch den Geburtskanal. Dabei ist er großem Druck ausgesetzt.

Daher werden Mütter vor einer möglichen Behandlung oft nach dem Geburtsverlauf befragt, denn man geht davon aus, dass es bei einer schwierigeren Entbindung beim Baby zu Spätfolgen wie dem KiSS-Syndrom kommen könnte. Folgende Umstände könnten die Fehlhaltung begünstigen:

Die Halswirbelsäule des Babys wird während der Geburt stark belastet, was Schmerzen zur Folge haben könnte. Um diese zu vermindern, nimmt der Säugling eine Schonhaltung ein: Er legt den Kopf schief.

Symptome des KiSS-Syndroms erkennen

Wenn dein Säugling gelegentlich seinen Kopf schief hält, musst du dir noch lange keine Sorgen machen. Das heißt nicht, dass bei deinem Liebling eine Störung wie beim KiSS-Syndrom Typ 1 oder 2 vorliegt.

Man sollte jedoch etwas genauer hinsehen, wenn Babys den Kopf dauerhaft in schiefer Stellung halten oder dieser überstreckt wird. Besonders dann, wenn man den Eindruck hat, dass sich das Baby nicht mehr von allein aus dieser Position herausbewegen kann.

Die folgende Abbildung zeigt zwei charakteristische Haltungen für Kinder mit KiSS-Syndrom:

Eine Fehlhaltung lässt sich beim Baby oft schon einige Tage nach der Entbindung feststellen. Manchmal macht sich das KiSS-Syndrom aber auch erst im zweiten Lebensmonat bemerkbar.

Die Liste weiterer möglicher Anzeichen, an denen du erkennen könntest, ob dein Baby am KiSS-Syndrom leidet, ist sehr unspezifisch und beinhaltet u. a.:

  • Gesichtsasymmetrie

  • Fehlstellung der Füße (bis zum Sichelfuß oder Spitzfuß)

  • unruhiger Schlaf

  • Druckempfindlichkeit im Nacken

  • Durchfall oder Verstopfung

  • Schwierigkeiten beim Stillen bzw. Füttern

  • auffällige Haltung im Schlaf

  • einseitiger Abrieb der Haare

Solltest du eines dieser Symptome im Zusammenhang mit einer Schiefstellung des Kopfes feststellen, vereinbare am besten einen Termin in deiner Kinderarztpraxis. Nur dort kann festgestellt werden, was die genaue Ursache ist.

Mögliche Spätfolgen des KiSS-Syndroms bei Kindern

Einige Experten stellen einen Zusammenhang zwischen bestimmten psychischen und physischen Auffälligkeiten und dem KiSS-Syndrom her, sofern keine entsprechende Behandlung stattgefunden hat. Beschrieben werden etwa:

  • Kopfverformungen

  • Probleme beim Reifungsprozess der Hüfte

  • Verschiebung der Gesichtszüg

  • Haltungsschwäche

  • Koordinationsschwierigkeiten (z. B. beim Fahrradfahren oder Balancieren)

  • Kopfschmerzen oder Migräne

  • motorische und vokale Tics

  • Auffälligkeiten in der Sprachentwicklung

  • Wahrnehmungsstörungen

  • auffälliges soziales Verhalten

  • Frustration, Reizbarkeit, Ungeduld, aggressives Verhalten

  • Lernschwierigkeiten im Schulkindalter

Man fasst diese Folge-Symptome im Kontext des KiSS-Syndroms unter dem Begriff KiDD-Sydrom – Kopfgelenk-induzierte Dyspraxie und Dysgnosie – zusammen. Mit Dysgnosie meint man die Störung der Wahrnehmung und Dyspraxie beschreibt eine gewisse motorische Ungeschicklichkeit.

Die Spätfolgen werden als Kettenreaktion beschrieben: Ein unbehandeltes KiSS-Syndrom führt zu einer verspäteten motorischen Entwicklung. Die Wahrnehmungsstörung erschwert es den betroffenen Kindern in der Schule den Anforderungen gerecht zu werden. Frust und Aggression sind dann eine nicht überraschende Reaktion.

Von der Liste möglicher Spätfolgen solltest du dich aber nicht verunsichern lassen. Wissenschaftlich nachgewiesen sind sie bisher nicht und beruhen lediglich auf Erfahrungen bzw. Beobachtungen einiger Mediziner:innen und Heilpraktiker:innen.

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*Gib die Ergebnisse der letzten Messung deines Babys ein. **Quelle: Weltgesundheitsorganisation (WHO)

Behandlung des KiSS-Syndroms bei Babys

Ein Säugling muss sich erst an die neuen Gegebenheiten außerhalb des schützenden Mutterleibes gewöhnen. Die meisten Neugeborenen erholen sich schon nach kurzer Zeit von den Strapazen der Geburt. Mögliche kleinere Verletzungen (etwa durch eine Zangen- oder Saugglockengeburt verursacht) heilen ab und es sind keine Spätfolgen zu befürchten.

Hält dein Kind in den ersten Tagen den Kopf schief, zeigt aber keine weiteren Auffälligkeiten beim Stillen oder Schlafen, muss das daher nicht unbedingt behandelt werden. Beobachtest du nach vier Wochen immer noch diese Fehlhaltung, solltest du der Sache nachgehen.

In der Regel wird bei einem Verdacht auf das KiSS-Syndrom eine Therapie aus der Alternativmedizin (z. B. Osteopathie) vorgeschlagen. Diese wird allerdings von den meisten Krankenkassen nicht bezahlt.

Bei der Behandlung wird die betroffene Halsregion des Babys mit speziellen Druck- und Zugbewegungen mobilisiert. Besondere Übungen, die du mit deinem Baby zu Hause machen solltest, sind nicht vorgesehen. Eine Verbesserung tritt angeblich bereits direkt nach einer Behandlungseinheit ein. Es kann jedoch einige Tage oder auch Wochen dauern, bis dies sichtbar wird und dein Baby wieder eine normale Haltung annimmt.

Es wird berichtet, dass eine Seitenlagerung oft zur Verbesserung des KiSS-Syndroms führt. Gehe aber nie eigenmächtig vor: Auffälligkeiten bei deinem Baby solltest du immer mit deiner Kinderärztin / deinem Kinderarzt besprechen.

Das KiSS-Syndrom: Nicht ganz unumstritten

Das Krankheitsbild und die Ursachen des KiSS-Syndroms werden kontrovers diskutiert. Kritiker:innen meinen, dass die oben beschriebenen Symptome bei Babys weitverbreitet und sehr unspezifisch sind. Sie würden also auf sehr viele Säuglinge zutreffen, ohne dass in Wirklichkeit eine echte Fehlstellung zugrunde liegt.

Es gibt Stimmen, die behaupten, dass das KiSS-Syndrom nicht mehr als eine Modeerscheinung ist und sie warnen davor, die empfindliche Halswirbelsäule eines Babys unnötigen Behandlungen auszusetzen. Ferner gibt es keine wissenschaftlich anerkannten Studien, die eindeutig belegen, dass eine entsprechende Therapie zum Erfolg führt.

Der Zusammenhang zwischen dem KiSS-Syndrom und anderen Symptomen konnte bisher wissenschaftlich nicht bewiesen werden. Es ist also auch umstritten, ob ein unbehandeltes KiSS-Syndrom wirklich Verhaltensauffälligkeiten und Koordinationsschwierigkeiten zur Folge hat.

Bei aller Kritik ist es dennoch nicht ausgeschlossen, dass eine manuelle Therapie bei manchen Babys, die eine sehr auffälligen Schiefhals zeigen, eine positive Wirkung erzielt.

Fakten im Überblick

KiSS ist die Abkürzung für Kopfgelenk-induzierte Symmetriestörung und beschreibt eine Fehlstellung des Kopfes. Beim KiSS-Syndrom knicken Babys diesen entweder zur linken oder zur rechten Seite ab oder überstrecken ihn nach hinten. Daher nennt man dieses Phänomen umgangssprachlich auch Schiefhals.

Sollte dein Baby seinen Hals überstrecken oder den Kopf zu einer bestimmten Seite geneigt halten, mache dir erst einmal nicht allzu große Sorgen, sondern lass dich von einer Person deines Vertrauens in der Kinderarztpraxis beraten.

Alle Inhalte in diesem Artikel basieren auf vertrauenswürdigen, fachspezifischen und öffentlichen Quellen. Die hier aufgeführten Ratschläge und Informationen ersetzen keinesfalls die medizinische Betreuung durch entsprechendes Fachpersonal. Konsultiere für eine professionelle Diagnose und Behandlung immer deinen Arzt bzw. deine Ärztin.

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