Die Sturzgeburt: Fakten, Gründe & Ablauf
Eine abenteuerliche Sturzgeburt im Auto? Eine sehr schmerzhafte Geburt nach einer Einleitung? Schwangere Frauen fühlen sich mit vielen ganz unterschiedlichen Geschichten rund um das Thema der Geburt konfrontiert. Das kann gerade beim ersten Kind ziemlich verunsichern. Die plötzliche Geburt, ohne richtig darauf vorbereitet zu sein, bereitet einigen Frauen besonderes Kopfzerbrechen. Was gern als Sturzgeburt bezeichnet wird, ist eine ungewöhnlich rasche Geburt. Erfahre hier, worum es sich dabei genau handelt.
Was ist eine Sturzgeburt?
Umgangssprachlich spricht man von einer Sturzgeburt, wenn eine Mutter ihr Kind ungewöhnlich schnell zur Welt bringt.
Definition Sturzgeburt
Ganz korrekt ist das aber nicht, denn als Sturzgeburt bezeichnet man eigentlich den unbeabsichtigten Akt des Fallens des Babys aus dem Geburtskanal bei einer vaginalen Geburt. Dies kann zum Beispiel passieren, wenn die Mutter ihr Kind ohne Hilfe an einem ungeeigneten Ort zur Welt bringt. Bei einer Sturzgeburt spielt die Dauer der Geburt keine Rolle.
Zu einer Sturzgeburt kann es beispielsweise kommen, wenn die Schwangerschaft verdrängt oder verheimlicht wird. Die Häufigkeit dafür kann dann steigen, wenn sich die werdende Mutter in einer sehr schwierigen persönlichen Situation befindet oder sie zum Beispiel durch Ereignisse aus ihrer Vergangenheit schwer traumatisiert ist. Die Wehen werden dann nicht als solche interpretiert und es kann zu einer Sturzgeburt kommen.
Bei einer verheimlichten Schwangerschaft kann es der Frau aus verschiedenen Gründen nicht möglich sein, ihr Umfeld darüber zu informieren. Einige entschließen sich daher dafür, ihr Kind alleine zu Hause zur Welt zubringen.
Die überstürzte Geburt
Was viele aber eigentlich meinen, wenn sie von einer Sturzgeburt sprechen, ist die sogenannte überstürzte Geburt (Partus praecipitatus). Sie hat allerdings nichts mit der oben beschriebenen Sturzgeburt gemein und sollte daher auch nicht mit ihr verwechselt werden.
Die überstürzte Geburt zählt neben der Entbindung von Zwillingen bzw. Mehrlingen, Frühgeburten, Kaiserschnitten oder auch Spontangeburten mit einer ungewöhnlichen Kindslage zu den Risikogeburten. Die meisten Risikogeburten werden schon bei den regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen in der Schwangerschaft erkannt. Es gibt jedoch so einige Herausforderungen, die sich erst während des Geburtsprozesses zeigen können. Dazu kann auch die überstürzte Geburt gehören.
Im Durchschnitt kann eine Geburt zwischen 4 Stunden und 18 Stunden liegen.. Anders verhält sich dies bei der überstürzten Geburt: Der Entbindungsprozess ist dann wesentlich kürzer und die Mutter wird meist von dem raschen Voranschreiten der Geburt überrascht.
Mögliche Ursachen einer überstürzten Geburt
Während die Sturzgeburt eine Folge einer unterdrückten oder verheimlichten Schwangerschaft sein kann, sind die Ursachen einer überstürzten Geburt eher körperlicher Natur:
wenig Widerstand der Weichteile
sehr heftige und effiziente Wehentätigkeit
Geburt eines sehr kleinen Babys
die Geburt von Mehrlingen
geringes Schmerzempfinden der Frau
Von einer Blitzgeburt sind seltener Erstgebärende, sondern vielmehr Frauen betroffen, die ihr zweites oder drittes Kind entbinden.
Wie kann eine überstürzte Geburt ablaufen?
Eine überstürzte Geburt lässt sich meistens nicht vorhersehen und überrascht die gebärende Frau genauso wie die unter Umständen sie umgebenden Personen. Die Angaben zur Dauer schwanken zwischen einer und drei Stunden vom Einsetzen der ersten Wehen bis zum Austritt des Babys durch den Geburtskanal.
Die Eröffnungsphase der Geburt läuft manchmal fast unbemerkt und vor allem sehr schnell ab. Das Baby wird dann meistens mit einer einzigen oder einigen kurz aufeinander folgenden heftigen Presswehen geboren.
Eine Blitzgeburt mag einem auf den ersten Blick als ganz angenehm erscheinen. Dennoch kann sie manchmal problematisch sein, da kaum Zeit bleibt, sich darauf einzustellen oder einen geeigneten Ort oder ein Krankenhaus aufzusuchen.
Wird eine Frau von einer Sturzgeburt oder überstürzten Geburt überrascht, sollte sie eine bequeme Position auf einem weichen Untergrund einnehmen und so schnell es geht den Notarzt und/oder die Hebamme informieren.
In solch einer Situation ist es hilfreich, sich das ins Gedächtnis zu rufen, was man über den Umgang mit Wehen im Geburtsvorbereitungskurs gelernt hat. Sollte das Baby alleine zu Hause zur Welt kommen, ist es notwendig, es direkt nach der Geburt mit Handtüchern oder Decken warmzuhalten und die Nabelschnur zeitnah zwischen Kind und dem Mutterkuchen abzuklemmen. Das kann sogar ganz einfach mithilfe eines Bindfadens passieren.
Vor allem ist es aber wichtig, ruhig zu bleiben, darauf zu vertrauen, dass alles gut gehen wird und sich so schnell wie möglich Hilfe zu holen. Lief eine vorherige Geburt ebenfalls ungewöhnlich schnell ab, empfiehlt es sich schon bei den ersten schwachen Anzeichen von Wehen ein Krankenhaus bzw. das Geburtshaus aufzusuchen bzw. bei einer geplanten Hausgeburt die Hebamme anzurufen.
Kann eine überstürzte Geburt Folgen für Mutter und Kind haben?
Extrem schnelle Geburten sind in der Regel nur selten ein Notfall. Dennoch können sie Spuren bei Mutter und Kind hinterlassen.
Mögliche körperliche Folgen
Sowohl die Mutter als auch das Neugeborene werden normalerweise direkt nach der Geburt untersucht und ggf. entsprechend versorgt. So wird beispielsweise die Plazenta untersucht, ein Dammriss genäht oder eine Blutung gestoppt. Des Weiteren können Auffälligkeiten beim Kind sofort behandelt werden. Sowohl die Sturzgeburt als auch die überstürzte Geburt lassen eine schnelle Behandlung der Mutter und des Neugeborenen manchmal nicht zu.
Bei einer echten Sturzgeburt, also einer Geburt, bei der das Kind aus dem Geburtskanal stürzt, kann es durchaus zu Verletzungen kommen. Die Mutter bringt in diesem Fall das Kind alleine zu Welt und wird nicht von helfenden Händen unterstützt. Beim Sturz kann sich das Neugeborene verletzen oder die Nabelschnur könnte reißen.
Aber auch bei überstürzten Geburten kann es vorkommen, dass der Rumpf oder die Extremitäten des Babys in Mitleidenschaft gezogen werden. Hinzu kommt, dass es durch eine unzureichende Druckanpassung des Kopfes im Geburtskanal zu Sauerstoffmangel oder dem Absinken des pH-Werts im Blut kommen könnte.
Ferner ist diese Art der Entbindung auch für den Körper der Mutter eine starke Belastung. Da die Mutter in vielen Fällen während der Pressperiode weder bei einer Sturzgeburt noch bei einer überstürzten Geburt von einer Hebamme oder einem Arzt überwacht wird, kann es passieren, dass es zu Verletzungen der Weichteile und des Beckenbodens kommt. Dies wiederum könnte möglicherweise Spätfolgen wie Harninkontinenz für die Frau nach sich ziehen.
Mögliche psychische Folgen
Die Geburt bezeichnet den Übergang von der Schwangerschaft zur Mutterschaft. Manche Blitzgeburt-Mütter könnten damit zu kämpfen haben, dass sie von den Wehen überrumpelt wurden und sich nicht in der Zeit des Geburtsprozesses auf die Transformation zur Mutter einstellen konnten.
Außerdem ist es nicht unwahrscheinlich, dass eine so rasche Geburt bei der Mutter Stress und auch Ängste auslöst. Dies wiederum könnte sich auf die Mutter-Kind-Beziehung auswirken. Die Frau muss nach einer schnellen und überraschenden Geburt erst einmal die Gelegenheit bekommen, einen Bezug zu ihrem Kind aufzubauen. Oft fühlen sich Mütter von dieser Situation so sehr überwältigt, dass es für sie anfangs schwer sein könnte, Emotionen zuzulassen.
Weil der Start ins Leben durch eine Sturzgeburt oder überstürzte Geburt so abrupt beginnt, ist es wichtig, dass Mutter und Kind direkt danach genügend Zeit bekommen, einander kennenzulernen. Enger Hautkontakt, auch Bonding genannt, kann dabei besonders für das Neugeborene eine wichtige vertrauensbildende Maßnahme sein – aber auch der Mutter unglaublich gut tun.
Fakten im Überblick
Der Begriff Sturzgeburt wird fälschlicherweise oft für eine schnelle, überstürzte Geburt verwendet. Bei einer überstürzten Geburt liegen zwischen dem Einsetzen der ersten Wehe und der Geburt nur ein bis drei Stunden. Eine Sturzgeburt bezeichnet lediglich den Akt des Stürzens des Kindes aus dem Geburtskanal (z. B. bei einer heimlichen Geburt zu Hause). Die Dauer der Geburt spielt dabei keine Rolle.
Überstürzte Geburten sind sehr selten und wirklich nichts, worüber Du Dir vor Deinem Entbindungstermin den Kopf zerbrechen solltest. Falls Dir dieses Thema dennoch keine Ruhe lassen sollte, sprich mit Deiner Hebamme darüber, denn diese wird sicherlich noch ein paar wertvolle Tipps haben, wie Du Dich in dem unwahrscheinlichen Fall einer Blitzgeburt verhalten könntest.
Alle Inhalte aus in diesem Artikel basieren auf vertrauenswürdigen fachspezifischen und öffentlichen Quellen. Eine ausführliche Liste aller verwendeten Quellen findest Du im Anschluss an diesen Artikel. Die hier aufgeführten Ratschläge und Informationen ersetzen keinesfalls die medizinische Betreuung durch entsprechendes Fachpersonal. Konsultiere für eine professionelle Diagnose und Behandlung immer Deinen Arzt bzw. Deine Ärztin.