Der Moro-Reflex bei Neugeborenen und Babys
Vielleicht haben Sie schon einmal beobachtet, wie Ihr Säugling die Arme hochreißt und dann ganz langsam wieder sinken lässt? Dies ist kein Grund zur Beunruhigung, sondern ein völlig normales Verhalten für Neugeborene. Dieses Zusammenzucken bezeichnet man als Moro-Reflex.
Was ist der Moro-Reflex?
Reflexe sind die Antwort des Körpers auf einen bestimmten Reiz (Licht etc.). Dieser trifft auf eine Sinneszelle, wo er in elektrische Impulse umgewandelt wird, die über Nervenfasern ins Rückenmark laufen. Von dort aus werden die Signale zum Beispiel an Muskelfasern weitergegeben, die sich dann zusammenziehen und eine Bewegung auslösen. Die meisten Reflexe sind angeboren und laufen bei jedem Menschen ungefähr gleich ab. Bewusst steuern lassen Sie sich nicht. Auch Ihr Baby wurde mit verschiedenen Reflexen geboren, wie z. B. dem Suchreflex, Greifreflex oder dem Moro-Reflex. Diese Reflexe testet auch ein Kinderarzt bei der zweiten großen Untersuchung (U2) zwischen dem dritten und zehnten Lebenstag Ihres Säuglings. Der Moro-Reflex tritt meist als vorübergehendes Phänomen bei Neugeborenen und Babys auf. Dabei breitet Ihr Säugling seine Arme ruckartig zur Seite aus, spreizt seine Finger und streckt oft auch seine Beine. Ausgelöst wird diese Reaktion durch folgende Reize:
plötzliche Erschütterungen
abrupte Änderung der Kopfposition
laute Geräusche
grelles Licht
Kurz darauf zieht Ihr Baby langsam seine Ärmchen über der Brust zusammen, als würde es jemanden umarmen wollen. Daher wird der Moro-Reflex auch Umklammerungsreflex genannt.
Warum haben Neugeborene den Moro-Reflex?
Frühkindlichen Reflexe, wie zum Beispiel der Saugreflex zur Nahrungsaufnahme, sichern oft das Überleben von Neugeborenen. Man nimmt an, dass der Moro-Reflex ursprünglich dazu diente, dass sich ein Neugeborenes in einer Gefahrensituation kräftig an die Mutter klammern und so Schutz finden konnte. Einige Reflexe (Primitivreflexe) lassen im Laufe der Zeit nach. Wie lange der Moro-Reflex bei einem Baby sichtbar ist, ist von Kind zu Kind unterschiedlich. Normalerweise verschwindet er zwischen dem 3. und 6. Lebensmonat wieder. Andere Reflexe, wie zum Beispiel die Stützreaktionen (Auffangen von Körper und Kopf bei Sturz nach vorn), bleiben Ihrem Kind für den Rest seines Lebens erhalten und schützen es zum Beispiel vor schweren Verletzungen.
Beeinträchtigt der Moro-Reflex Ihr Baby?
Wenn Ihr Baby besonders schreckhaft ist, könnte der Moro-Reflex häufiger auftreten. Es könnte sein, dass Ihr Baby sehr aufgewühlt ist oder viel weint. Um Ihren Liebling dann zu beruhigen, könnten folgende Tipps hilfreich sein:
Nehmen Sie Ihr Baby in ein Tragetuch oder eine Tragehilfe. Der enge Körperkontakt und die schaukelnden Bewegungen können eine entspannende Wirkung haben.
Auch die sanft schwingenden Bewegungen einer Babywippe können beruhigend für Ihr Baby sein.
Auch könnte tröstend für Ihren Liebling sein, wenn Sie ihm etwas vorsingen und er Ihre Stimme hört.
Es gibt viele Arten, wie Sie Ihr Kind beruhigen können und im Laufe der Zeit finden Sie sicherlich die passende Methode für sich und Ihren Liebling. Das Hochreißen der Arme kann Ihr Baby in seinen Ruhephasen stören, da es dadurch eventuell aus dem Schlaf gerissen wird. Ist das bei Ihrem Kind der Fall, können Sie versuchen, es sanft zu beruhigen. Da der Moro-Reflex nur ein sehr kurzes Aufzucken ist, kann es auch sein, dass Ihr Baby im Schlaf davon gar nichts mitbekommt und ruhig weiter schlummert. Machen Sie sich bitte nicht allzu viele Sorgen, wenn der Moro-Reflex bei Ihrem Kind ausgelöst wird. Der Reflex tritt bei den meisten Kindern lediglich dann auf, wenn der äußere Reiz besonders stark ist. Außerdem nimmt die Intensität des Reflexes in den meisten Fällen bereits nach zwei Monaten deutlich ab. Beobachten Sie Ihr Kind dennoch gut, denn Sie kennen es am besten! Suchen Sie im Zweifel immer einen Arzt auf.
Der Moro-Reflex im Kindes- und Erwachsenenalter
Durch Fehlentwicklungen kann es passieren, dass der Umklammerungsreflex zu schwach oder ausgeprägter als üblich ist und daher nicht wieder von alleine verschwindet. In letzterem Fall spricht man von einem persistierenden Moro-Reflex – also einem fortdauernden Reflex. Langzeitfolgen sind:
Gleichgewichts- und Koordinationsprobleme
Überempfindlichkeit
ängstliches Verhalten
Schreckhaftigkeit
Wahrnehmungsstörungen
Durch eine gezielte Therapie kann versucht werden, den Moro-Reflex ganz oder teilweise zu regulieren. Eine Behandlung kann sogar noch bei Erwachsenen erfolgreich sein. Nicht zu verwechseln ist der Moro-Reflex mit dem West-Syndrom. Dieses wird manchmal als ein Erschrecken fehlgedeutet, da die meisten Symptome wie das Zucken der Extremitäten oder des Kopfes ähnlich sind und ebenfalls durch äußere Reize hervorgerufen werden. Das West-Syndrom geht allerdings mit einer Entwicklungsverzögerung einher, die möglicherweise von einem Kinderarzt schon vor dem Auftreten der Krankheit diagnostiziert wurde. Meist ist der Grund des Erschreckens bei Neugeborenen aber der Moro-Reflex, der meistens schon sehr bald nach der Geburt wieder nachlässt.
FAKTEN IM ÜBERBLICK
Der Moro-Reflex ist ein in der Regel vorübergehendes Phänomen bei Neugeborenen und Babys. Dabei breiten sie die Arme ruckartig zur Seite aus und spreizen die Finger. Ausgelöst wird er durch äußerliche Reize wie plötzliche Erschütterungen, die abrupte Änderung der Kopfposition, laute Geräusche oder grelles Licht.
Sorgen Sie sich nicht zu sehr, wenn Ihr Liebling ab und an scheinbar erschreckt. Der Moro-Reflex ist einer von vielen Reflexen, mit denen Ihr Baby geboren wird und gehört zu einer völlig gesunden Entwicklung dazu.
Alle Inhalte aus in diesem Artikel basieren auf vertrauenswürdigen fachspezifischen und öffentlichen Quellen, wie der BZgA (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung), dem Ärzteblatt oder den „Richtlinien des Gemeinsamen Bundesausschusses über die ärztliche Betreuung während der Schwangerschaft und nach der Entbindung (Mutterschafts-Richtlinien)”. Eine ausführliche Liste aller verwendeten Quellen findest du im Anschluss an diesen Artikel. Die hier aufgeführten Ratschläge und Informationen ersetzen keinesfalls die medizinische Betreuung durch entsprechendes Fachpersonal. Konsultiere für eine professionelle Diagnose und Behandlung immer deine Ärztin/deinen Arzt.
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