Der Apgar-Test: Die erste Untersuchung Ihres Babys
Nach all den Monaten des Wartens ist es endlich so weit: Sie halten Ihren Liebling endlich in den Armen und können die ersten Augenblicke als Familie genießen. Um eine optimale Versorgung Ihres Neugeborenen zu garantieren, wird Ihr Arzt und Ihre Hebamme unmittelbar nach der Geburt eine erste Untersuchung durchführen und sich mithilfe des Apgar-Scores ein Bild vom Gesundheitszustand Ihres Babys machen.
Was ist der Apgar-Test?
Die amerikanische Ärztin Virginia Apgar entwickelte ein Schema, mit dem sich der Gesundheitszustand eines Säuglings direkt nach der Geburt bewerten lässt. Der Apgar-Test wird noch vor der ersten Vorsorgeuntersuchung (U1) durchgeführt. Die Werte werden anschließend in Ihren Mutterpass und das gelbe Untersuchungsheft Ihres Kindes eingetragen. Der Apgar-Wert ermöglicht es Ihrer Hebamme oder Ihrem Arzt, sich unmittelbar nach der Geburt einen schnellen Überblick über den Gesundheitszustand Ihres Babys zu verschaffen, um dann entscheiden zu können, ob eine zusätzliche medizinische Versorgung notwendig ist oder nicht. Der Name Apgar geht zwar auf die Begründerin dieses Tests zurück, jedoch dient er auch als Merkhilfe, welche Körperfunktionen beurteilt und bewertet werden: Atmung Puls Grundtonus (Muskelbewegung) Aussehen (Hautfarbe) Reflexe (Reaktion auf Reize) Jedem dieser fünf Punkte wird ein Zahlenwert zugewiesen, der am Ende zusammengezählt wird und dann den Apgar-Score ergibt. Der Test wird in der Regel nach der ersten Minute und dann noch einmal nach etwa fünf und weiteren zehn Minuten durchgeführt. Dem Wert nach der ersten Lebensminute wird allerdings heutzutage eine geringere Bedeutung beigemessen.
Wie wird der Apgar-Score ermittelt?
Jeder der Faktoren (Atmung, Puls, Grundtonus, Aussehen, Reflexe) wird mit 0, 1 oder 2 Punkten bewertet. Diese ergeben dann eine Zahl, die bei den meisten Neugeborenen zwischen 7 und 10 liegt. Dieses Punkteschema wird als Apgar-Score oder Apgar-Index bezeichnet.
Die folgende Tabelle zeigt Ihnen genauer, welche Bedeutung hinter diesen Zahlen steckt:
Apgar-Score
0 | 1 | 2 | |
---|---|---|---|
Atmung | keine | flach, unregelmäßig | regelmäßig bzw. Schreien |
Puls | nicht wahrnehmbar | weniger als 100 Schläge pro Minute | mehr als 100 Schläge pro Minute |
Grundtonus (Muskelbewegung) | schlaff | leichte Beweglichkeit der Arme und Beine | aktive Bewegungen |
Aussehen (Hautfarbe) | blau, blass | Körper rosig; Arme und Beine blau | vollständig rosa |
Reflexe (Reaktion auf Reize) | keine | Schrei | kräftiger Schrei |
Beispielhaft könnte das bei Ihrem Baby so aussehen:
Es atmet regelmäßig bzw. schreit: Atmung = 2
Ihr Baby weist eine Herzfrequenz von weniger als 100 Schlägen pro Minute auf: Puls = 1
Es zieht Grimassen oder wedelt mit den Armen: Grundtonus = 2
Ihr Neugeborenes hat eine rosige Körperfarbe und bläuliche Arme und Beine: Aussehen = 1
Wenn es stimuliert wird, reagiert es prompt: Reflexe = 2
Der Apgar-Wert Ihres Babys würde in diesem Fall bei 8 liegen.
Bereits fünf Minuten später könnte er schon bei 9 liegen, da sich der Puls normalisiert hat. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass Ihr kleiner Schatz nach dem Zehnminutentest bereits die volle Punktzahl erreicht. Im Untersuchungsheft würde dies dann folgendermaßen notiert werden: Apgar-Zahl 1´/5´/10´: 8/9/10.
Die Bedeutung der Ergebnisse des Apgar-Tests
Der Apgar-Score trifft keine Aussage über mögliche zukünftige Gesundheitsprobleme Ihres Babys, sondern spiegelt lediglich den Ist-Zustand direkt nach der Entbindung wieder. Die meisten Neugeborenen erreichen einen Apgar-Wert von 7 oder mehr. Da dieser Wert aber teilweise auf einer subjektiven Einschätzung beruht, darf er nicht ausschließlich zurate gezogen werden. Ist also der Apgar-Score auffällig (zum Beispiel bei 6 oder gar bei 4), müssen weitere Untersuchungen folgen.
Ein niedriger Apgar-Wert
Falls Ihr Baby auch nach dem zweiten und dritten Test einen ungewöhnlich niedrigen Wert haben sollte, wird Ihre Hebamme bzw. ein Kinderarzt weitere Schritte einleiten und Ihren Säugling genau beobachten. Ein niedriger Apgar-Score kann durch bestimmte Umstände zustande kommen:
Risikoschwangerschaft
Geburtskomplikationen
Aber auch ein vollkommen gesundes Baby kann manchmal eine niedrigere Punktzahl erzielen – insbesondere während der Untersuchung nach der ersten Lebensminute. Bedenken Sie, dass die Geburt auch für Ihren Liebling eine große Anstrengung ist und es eine Weile dauern kann, bis sich zum Beispiel die kleinen Hände und Füße so richtig aufwärmen und die Haut eine rosige Farbe annimmt.
Was passiert bei einem niedrigen Apgar-Wert?
Der frühe Schnell-Check Ihres Babys ermöglicht zum Beispiel bei Atemproblemen ein schnelles Handeln. Das Geburtsteam könnte unmittelbar nach der Entbindung damit beginnen, die Atemwege frei zu saugen. Um eine tiefere Atmung anzuregen, reicht es manchmal schon, dass ein Neugeborenes kräftig abgetrocknet und ihm etwas Sauerstoff unter die Nase gehalten wird. Mitunter ist etwas mehr Hilfe nötig. Eine Sauerstoffmaske oder in seltenen Fällen ein Schlauch in der Luftröhre, kann den Säugling beim Atmen unterstützen. Wenn Ihr Baby insgesamt oder in einem bestimmten Bereich eine niedrige Punktzahl erzielt, wird ein Arzt es genauer untersuchen, um mögliche Probleme auszuschließen oder unmittelbar Hilfestellung zu leisten. Ein ungewöhnlich niedriger Apgar-Wert sollte also immer Anlass sein, einen Kinderarzt hinzuzuziehen und das Neugeborene in den ersten Lebensstunden gut zu beobachten. Dies wird von Ihrem Geburtsteam übernommen.
FAKTEN IM ÜBERBLICK
Folgende Dinge werden direkt nach der Geburt Ihres Babys beurteilt und jeweils mit einer Zahl bewertet:
Atmung
Puls
Grundtonus (Muskelbewegung)
Aussehen (Hautfarbe)
Reflexe (Reaktion auf Reize)
Aus diesen Zahlen ergibt sich der Apgar-Score der eine Aussage über den unmittelbaren Gesundheitszustand Ihres Babys trifft.
Der Apgar-Test ist ein nützliches Instrument für Ihren Arzt und Ihre Hebamme, um schnell den allgemeinen körperlichen Zustand Ihres Babys in den ersten Minuten nach der Entbindung beurteilen zu können.
Alle Inhalte aus in diesem Artikel basieren auf vertrauenswürdigen fachspezifischen und öffentlichen Quellen, wie der BZgA (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung), dem Ärzteblatt oder den „Richtlinien des Gemeinsamen Bundesausschusses über die ärztliche Betreuung während der Schwangerschaft und nach der Entbindung (Mutterschafts-Richtlinien)”. Eine ausführliche Liste aller verwendeten Quellen findest du im Anschluss an diesen Artikel. Die hier aufgeführten Ratschläge und Informationen ersetzen keinesfalls die medizinische Betreuung durch entsprechendes Fachpersonal. Konsultiere für eine professionelle Diagnose und Behandlung immer deine Ärztin/deinen Arzt.
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